Samstag, 27. September 2008

23.09.08 Teil Zwei: The Place To Be

Endlich ist es soweit: Ich werde das erste Mal an den Strand fahren und das Meer sehen! Es ist wirklich eine Last Minute Aktion, als ich am Donnerstag Nils und François (wohnen beide im Kos gegenüber, Nils studiert mit mir, François kommt aus Paris )im Parsley treffe und sie mir erzählen, dass sie übers Wochenende nach Pangandaran wollen. Pangandaran ist einer der beliebtesten Strandorte Javas, eignet sich gut zum Surfen und man hat dir Wahl zwischen weißem Sand oder braunem Sand. Zudem ist es dort wesentlich günstiger als auf Bali. Obwohl Pangandaran und Umgebung am 17.7.2006 vom Erdbeben und der darauffolgenden Flutwelle schwer getroffen wurde, ist mittlerweile wieder der Alltag eingekehrt. Ich bin am Hin- und Her überlegen, ob ich mit fahren soll, da ich eigentlich ein bisschen Vokabeln lernen will und die Beiden noch am selben Abend los wollen. Aber als Nunu und Alan meinen, sie kommen ebenfalls mit, steht mein Entschluss fest: Raus aus der Großstadt, raus zum Strand! Ich kaufe mir in letzter Minute ein Zugticket, umgerechnet für zehn Euro, 1. Klasse. Zwei Stunden später sitze ich im Nachtzug um halb elf, mit mir Nils, François und sein Surfboard. Der Zug ist unbeschreiblich laut, ich bin müde und mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass wir erst gegen fünf Uhr morgens ankommen werden. Als wir um halb drei nachts am Bahnhof in Banjar ankommen bin ich ziemlich kaputt, aber auch aufgeregt. Wir haben nämlich keine Ahnung, wie wir von hier nach Pangandaran kommen sollen, da eventuell kein Nachtbus mehr fährt und wir noch drei Stunden vom Strand entfernt sind. Am Bahnhof quatschen uns drei Bejak-Fahrer an, es seien 4 Kilometer zum Bus-Terminal. Na toll! 4 km mit dem Bejak, da wird ich arm, ausserdem wie soll François Board das überstehen? Als wir abwinken wollen, meint plötzlich ein Bejak – Fahrer dass er da jemanden mit einem Minibus kennt, der uns für 350.000 RP mitnehmen würde. Da wir die Summe eh durch drei teilen werden, was für jeden dann etwa acht Euro wären, und wir ewig müde sind, nehmen wir an. Als ich in den Bus steige, bin ich am Grübeln, ob ich die Fahrt überleben werde. Noch schnell einen Bekannten aus dem Bett geklingelt, 20 Liter Benzin in den laufenden Motor gekippt und es kann los gehen…Der Fahrer scheint übermüdet, betrunken, wahnsinnig oder alles zusammen zu sein, ich kann ihm jedenfalls nicht beim Fahren zusehen. Die Dunkelheit gibt nicht viel preis, doch die vielen Palmen, ländlichen Häuser und die kaputte Strasse sprechen für sich: ich bin am A.... der Welt! Nach 2,5 Stunden unruhigem Einnicken und gerüttelt werden sind wir endlich in Batukaras, einem kleinen Dorf westlich von Pangandaran. Doch wo ist unser Hotel? Eigentlich hätten mich der uralte Lonley Planet (Reiseführer)von François und die Tatsache, dass sich unter der angegebenen Telefonnummer keiner meldet, schon stutzig machen sollen. Das Hotel gibt es nicht mehr, weggespühlt! Dafür gibt es das JAVA CAVE BEACH HOTEL, mit Minibar und auf den ersten Blick zu teuer. Doch wir sind nur froh, ein Bett unter dem Hintern zu haben und checken ein. Es ist halb sechs Uhr morgens und schon wieder hell als ich ins Bett falle und die Wellen mich in den Schlaf singen… Am nächsten Morgen bin ich wie gerädert, doch die Jungs wollen unbedingt schon um acht frühstücken und sich danach gleich zwei Sepeda Motor ausleihen, um nach Pangandaran fahren zu können. Ich sitze hinter Nils und staune über alles was ich sehe: Reisfelder, riesige Stiere, Kinder im Alter von maximal neun Jahren auf Motorrädern (Helm? gibt‘s hier nicht), Schlaglöcher in der Größe eines Vorgartens und viele, viele, oh, sooo viele Palmen mit Bananen und Kokosnüssen und…ich bin ganz hin und weg! Der Weg nach Pangandaran ist weit, aber er lohnt sich. Als wir am Meer ankommen sind kaum Touristen da, nur Boote liegen auf dem Sand und Netze und es riecht penetrant nach Fisch und Seegras. Durch Nachfragen und dem Löhnen von etwa 50 Cent erfahren wir vom weißen Sandstrand und wir müssen etwa zehn Minuten durch einen kleinen Wald klettern. Nils ist ganz begeistert, als er entdeckt, dass es hier Affen gibt. Leider haben wir nichts zu essen dabei, trotzdem werden unsere Taschen neugierig durchsucht. Als wir um die Ecke der Küste biegen, wissen wir sofort: Hier sind wir richtig! „That’s the place to be, man!“ Keiner widerspricht mir… Nachmittags gehen wir zu Bu Surman, die uns trotz Ramadan ein Gedicht an Sea Food serviert! Es gibt Shrimps, udang (Krabben), kepiting (Krebs), cumi (Tintenfisch) und ikan(Fisch). Dazu Gemüse, Sambal Soße und Nasi. Ich glaube in Deutschland müsste man dafür hundert Euro löhnen, hier zahlt jeder ungefähr fünf Euro. Nils isst von Freitag bis Montag so viel udang, dass ich ihn nur noch „King of Prawns“ nennen werde. Danach fahren wir zurück nach Batukaras und stürzen uns dort gleich wieder ins Wasser. Man kann wegen der hohen Wellen und der starken Strömung nicht weit raus schwimmen, aber dafür herrlich surfen und drin rum planschen. Nachdem François gleich mal mit einer Qualle Bekanntschaft macht, überlege ich mir das mit dem Surfen nochmal…aber es reizt mich schon. Am Abend gibt’s nochmal Sea Food für alle und nach einem netten Gespräch mit Paul (Australier, ihm gehört das JAVA CAVE) und seiner Frau, einer Flasche Whiskey und Cola später lässt es sich wunderbar schlafen. Am Samstag kommen Nunu und Alan nach, jetzt sind wir vollzählig und verbringen den Tag zusammen in Batukaras. Wir essen erstmal Bananen- und Ananas- Pfannkuchen zum Frühstück, ich trinke natürlich Jus Jeruk (Saft aus Zitrusfrüchten, sooo lecker!) und danach geht’s an den Strand. Nils versucht zu surfen, da er aber nach bereits einer Stunde später wund am Bauch und total kaputt ist, beschließe ich erst dann zu surfen, wenn ich einen Monat Training im Plaza hinter mir habe. Stattdessen beobachte ich die vielen kleinen Krabben, die hier Löcher in die Erde schaufeln. Abends sitzen wir mit mehreren Franzosen und Indonesiern am Strand, Valentin versucht ein Feuer zu machen, scheitert jedoch kläglich weil es einfach zu wenig Brennholz gibt (die Indonesier sammel alles ein). Tita spielt Gitarre und zeigt mir ihr „Haustier“, einen Zwerglemur namens Gismo. Ich bin sofort verliebt und bereue es, keine Fotos gemacht zu haben! Die riesigen Augen und kleinen, weichen Finger! So süß! Tita meint, in Yogyakarta könnte ich sicher einen Lemur auf dem Tierbasar kaufen, aber ich winke ab: erstens kann ich ihn eh nicht mit nach Deutschland mitnehmen und zweitens würde er vom deutschen Essen nur fett werden und vom Baum fallen… Apropos vom Baum fallen: Wir sitzen an einem Abend gemütlich auf der Veranda unseres Hotels, da macht es plötzlich PFLATSCH! Und ein ca. 30 cm großer Gecko (Tokek) fällt direkt neben uns vom Baum! Naja, auf mir ist auch schon ein kleiner Gecko gelandet, die sitzen immer an der Decke und fressen Fliegen am Licht…schlaue, kleine Viecher! Wir sitzen noch lange am Strand, kreischen wenn die Flut uns zu nahe kommt, spielen Gitarre und rauchen einen Joint. Die verrückten Indonesier essen ein Mushroom-Omelett nach den anderen, trinken Mushroom-Tee und werden immer lustiger, bekommen Halluzinationen und weiß Gott was. Verrücktes Volk! Ich bleibe brav und verzichte auf die Erfahrung, rosa Elefanten um die Palmen fliegen zu sehen. Am Sonntag machen wir einen Ausflug in den Green Canyon, ich fühle mich wie im Amazonas: Zwei Indonesier fahren uns im Boot durch die Schlucht voller Palmen und Felsen, ich sehe Wasserschlangen und Affen, die an den Fels-Lianen hoch klettern. Und dann haben wir auch noch das Glück, einen großen Biawak (Waran) zu sehen, also, das auf dem Foto ist KEIN Krokodil (don’t worry…). Als die Schlucht immer höher und enger wird, versperrt ein riesiger Fels den Weg. Wir steigen aus, klettern in Schwimm-Sachen auf den Fels und schwimmen ca. 15- 20 Minuten durch die Schlucht, soweit es eben geht. Dass es im Wasser 3 Meter lange Aale gibt verdränge ich erfolgreich. Wir klettern eine Felswand hinauf und baden in einem ziemlich kalten Wasserbecken. Man sagt, es sei der Platz an dem die Engel baden und man wird vom Wasser schön und gesund. Naja, unser indonesischer Guide ist sicher alle zwei Tage hier und ist weder besonders hübsch noch gesund (alle Indonesier husten ein bisschen). Ich beschließe wieder hinunterzuklettern, bin ja schon sooo schön, das kann unmöglich noch besser werden*hahaha* Alan scheint weniger Selbstbewusstsein zu haben und spritzt ordentlich mit Waser um sich. Natürlich hab ich beim Schwimmen im Green Canyon keine Kamera dabei, aber manche Momente sind so unvergesslich, dass es keine Fotos braucht… Den Montag verbringen wir am Strand, es wird gesurft und gesonnt. Das Essen hier werde ich vermissen, selbst François, der ja gute französische Küche gewöhnt ist, stimmt mir zu. Nochmal eine ordentliche Portion Sea Food eindrücken, dann holt uns auch schon der Busfahrer mit seinem Schrott Vehikel ab. Nochmal 2,5 Stunden zum Bahnhof und 4 Stunden heim, dann ist es geschafft…und unser schöner Trip leider schon wieder zu ende… Das verlängerte Wochenende war sooo schön und wir nur von einem Ereignis überschattet, das mich echt geschockt hat: Auf der Heimfahrt im Zug, es ist schon 4 Uhr morgens und wir erreichen in 15 Minuten Yogyakarta wieder, dringt plötzlich ein Schrei durchs Abteil und ich höre nur: „Oh Gott! Sie will aus dem Zug springen!“ Ich denke mir nur: Scheiße, nicht in unserem Abteil! Zwei Männer versuchen eine junge Frau festzuhalten, aber sie reißt sich los und springt aus der bereits geöffneten Türe. Als wir im Bahnhof ankommen sehe ich nur die Türe, die offen steht. Indonesische Zugtüren befinden sich etwa 2 Meter über dem Boden, damit niemand aufspringen kann. Der Zug war bereits langsamer, aber hat sie überlebt? Ist sie verletzt? Hilft ihr jemand oder muss sie alleine am Rand der Gleise liegen? Ich grüble und grüble, kann aber nichts daran ändern. Als ich Dija am Morgen davon erzähle (natürlich ist sie um fünf Uhr schon wach) meint sie nur, dass das hier ganz normal wäre und das „Fuckin‘ Gouvernment“ Sicherheitstüren wie in Deutschland einführen sollte. Das hilft dem verzweifelten Mädchen jetzt auch nicht mehr… Hat mich das Ereignis verändert? Vielleicht, weil ich es nun zu schätzen weiß wie gut es mir eigentlich geht und das ich mich glücklich schätzen kann eine Hand voll Menschen in meinem Leben zu haben, um derentwillen ich niemals aus einem Zug springen würde.

23.09.08 Teil Eins: Streets of Philadelphia (können nicht schlimmer sein)

Da ich länger nichts geschrieben habe, gibt’s heute gleich zwei Einträge*freudefreudefreude* Wehe ihr lest nicht alles… Schon einen ganzen Monat lang wohne und lebe ich in Yogya, und es lässt sich WIRKLICH leben hier! Die ersten zwei Wochen war ich nur froh, wenn ich wieder in meinem Kos war, noch nicht erstickt von den vielen Abgasen und noch an einem Stück. Mittlerweile habe ich mich an den Tages- Rhythmus gewöhnt, der doch schon sehr verschieden vom deutschen Alltagsleben ist: Um vier Uhr morgens geht man Joggen oder Blumen gießen, um halb sechs beginnen die ersten Morgengebete. Zu Ramadan muss man vorher noch was gegessen und getrunken haben, es gibt erst wieder abends um fünf die nächste Mahlzeit (ich würd ja so speiben wenn ich um vier Uhr nachts Nasi Goreng essen müsste…). Dementsprechend schlapp und gereizt sind alle guten Muslime und so siecht man den lieben langen Tag erstmal vor sich hin. Zwischen fünf und halb sechs wird es dunkel, dann geht das Leben in Yogya richtig los: Sämtliche Hauptstrassen werden plötzlich von Imbisständen, Warungs, Obst- und Saftläden gesäumt, was sich auf den regen Stossverkehr nicht wirklich günstig auswirkt. Es wird gehupt, gedrängelt und man muss aufpassen, dass man keinem bettelnden Indonesier oder Strassenverkäufer über den Fuß fährt. Wenn man auf die andere Strassenseite will, ist das ein Akt der Geschicklichkeit und Balance, der seinesgleichen sucht. Wenn man mit dem Sepeda Motor unterwegs ist, erst recht. Man sollte meinen, ein Blinker wäre zum Abbiegen von beachtlichem Nutzen, hier erweist er sich eher als hinderlich; denn die Indonesier blinken entweder - zu spät - in falscher Richtung - schon seit zehn Minuten - oder gar nicht. Was tun? Ich war anfangs extrem zögerlich, hab lange gebraucht, für eine Strecke von 1 km vielleicht 10 Minuten. Heute hab ich den Dreh raus: -anpirschen -knapp am blinkenden Vordermann vorbei düsen -böse hupen -ebenfalls auf den Blinker verzichten. So macht man das hier! Da ist es dann schon schlimm, wenn meine Hupe etwas angeschlagen klingt (noch von meinem Unfall vor drei Wochen) und sich eher nach Bobby-Car Verschnitt anhört, das ist dann natürlich nicht cool. Hier gibt es so manche Vehikel, die auffälliger sind als meines: Familien, die manchmal zu dritt oder viert auf einem Roller sitzen, die Kinder meist ohne Helm (ich kann immer gar nicht hin sehen…), Verkäufer mit riiieeeßigen Mengen von Körben, Tüten, Hühnern oder Essen, Mädchen mit langen Röcken und Kopftuch, die immer seitlich hinter dem Fahrer sitzen (ich würd runter fallen), Rowdies und Auspuff- Variationen die mehr Krach und Gestank machen als ein Düsenflieger. Ich bewundere die jungen Leute, die ich hochachtungsvoll „Die Herren der Nadelöhre“ nenne. Irgendwie schaffen sie es, in einem Affenzahn durch den Stossverkehr zu rauschen und immer so ganz knapp abzubremsen, dass sie millimetergenau zwischen LKW und Gegenverkehr passen. Respekt! Der junge Kerl, den ich heute gesehen habe hatte weniger Glück: Wenn man abbiegen will, in der Mitte der Strasse steht und dann ein Kleinlaster vorbei schreddert, fehlt ganz schnell ein Rückspiegel vom Sepeda Motor. Den sammelt man dann ganz lässig auf und fährt zur Werkstatt… Ich hatte auch schon meinen ersten Besuch in der Werkstatt. Wegen der vielen Fahrzeuge ist es wichtig, einmal im Monat Ölstand und den Motor checken zu lassen. Leider wird das nicht so ernst genommen, aber ich versuche meinen Teil zu leisten. Der Check kostet etwa fünf bis sechs Euro, dann passt alles wieder. Zwei Liter Benzin kosten etwa 13.000 RP, das ist weniger als ein Euro. Damit komme ich dann drei bis vier Tage aus. Wenn ich nachmittags/abends nach Hause komme macht Dija oft frischen Saft für mich, hier seht ihr sie beim Manggo-Saft-machen (schönen Gruß an Ma, das wäre ein Paradies für dich!). Wir kaufen oft im Supermarkt zusammen Fisch und Gemüse ein, Dija macht Nasi (Reis) und gedünstetes Gemüse mit Erdnusssoße. Ich liebe ikan bakar (gegrillter Fisch), bin aber auch Curry nicht abgeneigt. Irgendwie ist hier alles Obst und jede Lebensmittelpackung kleiner als in Deutschland, dafür sind die Bananen zehnmal süßer und frischer. Letztes Wochenende war ich mit Freunden im MILAS, einem tollen vegetarischen Restaurant. Wir saßen im Garten in einem kleinen Pavillon und es gab jede Menge leckere Tees und Säfte und Veggie-Curry für mich*njam* Ich bin ganz froh, ein paar gute Freunde gefunden zu haben, mit denen man Spaß haben kann. Vor dem Einschlafen höre ich Hurt von Johnny Cash oder Streets of Philadelphia. Trotzdem, ich muss mal raus aus Yogya… Dija mag Fisch

Freitag, 12. September 2008

11.09.08 Lustiges aus Indonesien

Neue Erkenntnisse und Erstaunliche Tatsachen! Manchmal sieht man auf der Straße oder beim Einkaufen schräge Sachen, wo man wirklich zweimal hingucken muss: - es gibt einen KENTUKU FRIED CHICKEN (was wohl Kentucky dazu sagt?) - Dija besitzt ein paar BILLOBONG Flip Flops (hä? Hört sich wie ein Joint an) - meine Unterhosen sind von DUMA (wo ist der kleine Strich am D? und wie sieht dann die Katze dazu aus? Hat die dann keinen Schwanz weil‘s Material nicht gereicht hat?) - die Ampeln haben Anzeigen mit Sekunden, wie lange es noch grün ist und wann es wieder grün wird (endlich mal was sinnvolles! Da hat man plötzlich Zeit zum Jacke ausziehen, Apfel essen, Einkäufe begutachten, Straßenverkäufer abwimmeln oder mit dem Roller-Nachbar plauschen (Ja, ja, ich bin wirklich aus Deutschland und freiwillig hier!)) - indonesische Burger haben dicke, scheußliche Salami-Scheiben statt Frikadellen - Babi ist nicht mit Schatzi, Baby, Süße zu verwechseln, Babi heißt Schwein - Indonesier essen kein Schwein, da 1. nicht koscher, 2. es viele Gene mit dem Menschen gemein hat und das dann ja Kannibalismus wäre (in Sumatra werden Affen gegessen…hallo?) - Haferflocken mit Milch und Obst zum Frühstück entsetzt alle meine Kos- Mitbewohner („Wie kannst du das essen?? Komm, ich mach dir Hühnchen mit Sambal-Soße!“ „Nein, danke, ich will meine Geschmacksnerven nicht gleich mit Schärfe abtöten, wo sie doch grad erst wieder aufgewacht sind…“) - im Parsley gibt es einen Kuchen, der Vanilla-Sponge heißt. Er sieht aus wie ein rosa Schwamm und hat die Konsistenz eines rosa Schwamms. Ich wollte schon immer mal Schwamm essen (was für Sponge Bob Fans…*gemein*) Was wirklich toll ist hier, ist das Fisch-Angebot. Ich war vorgestern Abend mit ein paar Freunden und ein paar Amerikanern beim Essen im Kopi Ikan Sulawesi und man kann dort an der Theke zwischen ca. 10 verschiedenen Fisch- und Krebssorten wählen. Alles wird frisch zubereitet, dazu gibt es Reis, Gemüse und Sambal. Zum Nachtisch gab’s noch gebackene Bananen…hmmmh… Wie man auf den Fotos erkennen kann, trau ich mich mittlerweile an verschiedenes Obst ran. Dija macht abends immer Mango-Saft, Avocado-Saft,…was halt gerade so da ist. Ich hab schon Sternfrucht probiert und gestern ein paar kleine Bananen gekauft. Ich glaube, jedes Dorf hier hat seine eigene Bananen-Sorte und bin im Supermarkt immer überfordert! Mit Salak (runde Frucht mit dunkler „Schlangenhaut“) kann ich nix anfangen. Durian hab ich noch nicht probiert, das dauert noch laaangeee bis ich mich da ran wage. Soll lecker sein, stinkt aber wie Hölle!!!

Montag, 8. September 2008

07.12.08 Kultur, Baby! Kultur!

Endlich hab ich es geschafft, einen der bekanntesten Orte rund um Yogya zu besuchen: den Hinduistischen Tempel Prambanan! Ich bin gestern mit Dija gegen drei Uhr Nachmittags los gefahren mit dem Mini-Bus (sehr lustig) und wir waren in ca. 30 Minuten am Ziel. Ich war sehr froh, dass ich am Freitag mein KITAS bekommen habe*juhuu* weil ich so zum Einheimischen- Preis von 8000RP (ca.0,60 EURO) Eintritt hatte, normalerweise zahlen Touristen 10 US$ (Wucher!!! ). Da wir recht spät dran waren, waren kaum noch Leute da und wir konnten ganz in Ruhe über das Gelände wandern. Das Wetter war etwas bewölkt und angenehm kühl. Man meint oft dass die schwarzen Wolken sich abregnen werden, aber in meinen 3 Wochen hier gab‘s noch keinen Tropfen Wasser. Prambanan bietet schon von Weitem einen beeindruckenden Anblick, der Park um das Tempelgelände ist sehr weitläufig und es grasen Rehe in der Dämmerung. Leider wurde bei dem Erdbeben 2006 ziemlicher Schaden angerichtet (siehe das Bild wo neben mir ein großer Brocken liegt), man ist immer noch am Renovieren und kann nicht in jeden Tempel rein. Ich konnte nur die Shiva-Figur fotografieren, auf einem Foto sieht man die Aufzählung der Figuren, eigentlich sind es 3 größere Tempel (den Göttern Brahma, Vishnu und Shiva geweiht), sowas wie die Heilige Dreifaltigkeit. Außerhalb der Mauern standen noch 224 kleinere Tempel, von den meisten liegen nur noch Steine rum. Dija und ich haben ein bisschen herumgealbert und ich Hab sogar zwei Fritzis entdeckt! Also, Papageien und Sittiche gab‘s damals schon. Der Tempelbezirk Prambanan wurde Mitte des 9.Jhd. erbaut und sollte den Buddhistischen Tempel Borobudur übertrumpfen. In einem der größeren Tempel befindet sich auch die Skulptur der „Durga“, einer jungen Frau, zu der es eine Legende gibt. Das Mädchen hieß im Volksmund Roro Jonggrang, war sehr hübsch aber auch eingebildet. Als ein reicher Rajah sie heiraten will, weißt sie ihn mit den Worten ab: „Wenn du es schaffst mir einen Palast mit 1000 Türmen zu bauen, sehen wir weiter…“ Er versucht es und Prambanan entsteht (hat auch ziemlich viele Türme). Nicht genug für das Mädchen, Roro meint das es nur 999 sind (hat genau nachgezählt, die schlaue Füchsin weil eigentlich will sie ihn ja gar nicht heiraten). Der Rajah ist voller Zorn, bittet die Götter um Hilfe und meint: „Dann vervollständige doch du die 1000 Türme!“ (Mach’s halt selbst, dumme Kuh!) Tatsächlich versteinert die schöne Roro Jonggrang sofort und steht seitdem in einer der Aussenkammern des Shiva – Tempels. (blöd gelaufen würd ich mal sagen :) Ich hab mir heute ein indonesisches Märchenbuch gekauft und da steht u.a. auch diese Geschichte drin. Meistens haben Indonesische Sagen kein gutes Ende, Augen werden ausgekratzt und unschuldige Frauen verbrannt (dazu kommen wir später noch), es regnet Pech und Schwefel und alle Bösen sterben einen grausamen Tod. Für die Kinder wird natürlich vieles abgeändert, wer kann schon schlafen wenn die Gutenachtgeschichte eher einem Horrorfilm ähnelt? Apropos Horrorfilm: Ich hab ja schon mit dem Gedanken gespielt mir indonesisches Fernsehen zuzulegen. Nachdem ich aber eh zu Dija rüber geh wenn ich was sehen will, hab ich den Gedanken schnell wieder verworfen. Außerdem läuft zur Prime-Time (in Indonesien erst ab 22 Uhr, da sich ja viel am Abend abspielt weil es tagsüber so heiß ist) meist, wie Dija so schön sagt, „American Bullshirt“! Eklige Monster, dumme Stories und doofe Schauspieler. Wir haben vorgestern noch bis drei Uhr morgens gequatscht und einen solchen Blödsinn angeschaut in dem ein Killer-Fisch genetisch mutiert und am Mississippi (glaub ich) ganze Dörfer nieder macht. Zum Schluss kam der Filmtitel im Abspann, man, hab ich mich weggeschmissen: FRANKENFISCH!!! Ich hab Dija erklärt was FRANKENSTEINS MONSTER ist und heute in der Bücherei haben wir tatsächlich das Buch gefunden. So was schwachsinniges…die Comedy ist auch nicht besser (Dieb bricht in Haus ein, klaut Rad und will damit flüchten, geht aber nicht weil es ein FITNESSTRAININGSRAD ist*haha**bescheuert**dumm*, kleiner Junge will wippen, ist aber allein und fragt einen Mann, ob er nicht mit machen will, die Mutter kommt und holt ihn ab, er springt von der Wippe und der Mann schlägt sich seine Weichteile beim Aufprall an*totlach**noch bescheuerter**noch dümmer*). Ach ja, wieder zurück zur Kultur! Wir haben in Prambanan zufällig Nunu getroffen, eine Freundin von Dija, die auch immer beim Schwimmen mit dabei ist. Sie jobbt ein bisschen als Guide und führte ein älteres Holländisches Ehepaar durch die Tempel. Sie hat uns erzählt, dass heute das Ramayana Ballett stattfindet, ein traditioneller Tanz, der eigentlich nur in Vollmondnächten aufgeführt wird (war aber keiner, wie die Fotos zeigen). Dija meinte, sie hätte es schon einmal gesehen, jedoch nicht vor der Kulisse der Prambanan Tempel. Hier sei es wesentlich spektakulärer und ich wollte natürlich sofort rein! Zuerst waren wir noch ne Kleinigkeit essen, Dija darf ja erst immer nach Einbruch der Dämmerung was zu sich nehmen (ich könnte das nicht aushalten, den ganzen Tag nix trinken!!!). Ich hab einen Burger gegessen. Jawohl, einen Burger. Einen indonesischen Burger. Winzig klein, wie eine Kinderfaust. Ohne Frikadelle, dafür mit ner dicken Salami und viel scharfer Sambal Sauße. Ich bin kurriert was Burger in Indonesien angeht… Um halb acht ging die Tanzvorstellung an, man kann Tickets für 200.000RP, 100.000RP oder 50.000RP kaufen, wesentlich erschwinglicher als ein Musical-Besuch in Deutschland, für die Indonesier aber viel Geld. Ich habe Karten für 100.000RP (ca. 7,58 EURO) gekauft, ein gesundes Mittelmaß, außerdem hatten wir super Plätze und freie Sicht auf die Bühne. Die Episode des Ramayana Epos hieß: Die Entführung und Befreiung von Shinta. Es geht darin um eine Prinzessin, die heiraten soll. Prinz Rama gewinnt den Kampf um die Hand der holden Meid, was ihm der böse König Rahwana übel nimmt. Er beschliesst, Shinta zu entführen und verschleppt sie in den Garten Argasoka während Prinz Rama auf der Jagd ist (typisch Mann). Der Adler Jatayu erspäht Shinta und will ihr helfen, wird jedoch tödlich von Rahwana verletzt. Prinz Rama und Shintas Bruder Leksmana finden ihn und Rama will ihm den Gnadenstoss geben, weil er denkt dass Jatayu die Prinzessin entführt hätte(erst mal nachfragen, Junge!). Leksmana kann ihn jedoch davon abhalten und so erzählt der Adler was sich ereignet hat, bevor er seinen letzten Atemzug tut. Kurz darauf begegnen Rama und Leksmana einem weissen Affen namens Hanuman. Dieser bittet Rama um Hilfe, da die Geliebte seines Onkels Sugriwa gewaltsam verschleppt wurde (die armen Frauen haben’s nicht leicht) und Rama willigt ein. Sie befreien die Geliebte aus der Höhle von Kiskendo und zum Dank dafür will Sugriwa bei der Befreiung von Shinta helfen. Diese wiederum weist Rahwana erneut zurück, welcher sie erbost töten möchte. Nur seine Nichte Trijata kann ihn davon abhalten, sie will sich um Shinta kümmern. Der Affe Hanuman kundschaftet die Lage im Garten Argasoka aus, um die Stärke Rahwanas Truppen zu überprüfen. Dabei zerstört er den Garten (eine gigantische Feuer-Szene, in Deutschland nicht machbar ohne Anwesenheit der Feuerwehr) und wird von Rahwana gefasst und zum Tode verurteilt. Er soll nun selbst verbrannt werden (wieder Feuer, hui!), doch Rahwanas jüngerer Bruder rettet den Affen. Beide werden aus Alengka (Rahwanas Königreich)verbannt und helfen nun Rama eine Seebrücke zu bauen. Der große Kampf folgt, indem Rahwanas Sohn und auch der verstoßene Bruder getötet werden. Rama gelingt es jedoch, mit seinem magischen Pfeil den bösen König zu töten. Um ihn endgültig nieder zu ringen (ich meine, töten mit nem blöden Pfeil reicht ja nicht aus und Prinz Rama muss nochmal einen auf dicke Hose machen) lässt er den Berg Sumawana auf Rahwana einstürzen. Man könnte nun meinen alles wäre wieder Friede, Freude, Eierkuchen, aber wie gefehlt! Als Rama und Shinta sich endlich wieder sehen glaubt er, sie hätte sich Rahwana ergeben und sei nicht mehr jungfräulich (klar, ich würd’s auch mit jedem treiben der mich verschleppt). Er will sie nicht mehr zur Frau, Shinta jedoch möchte ihre Unschuld beweisen. Es wird ein Scheiterhaufen gelegt und sie tritt in das Feuer (diesmal ist es zum Glück nur Rauch). Da sie rein ist, hilft ihr Gott und die Flammen verbrennen sie nicht (nicht nachmachen, Kinder!die wenigsten von euch sind so rein wie die gute Shinta!). Rama ist tief gerührt und als Paar verlassen sie die Bühne… Dijas Kommentar dazu: „Ich hätte ihn nicht mehr zurück genommen! If you don’t trust me then go to fucking hell!“Ganz meiner Meinung! Jedenfalls war die Vorstellung sehr spektakulär, 2 Stunden hat’s gedauert. Im Hintergrund saß das Gamelan-Orchester, eine Frau und ein Mann haben singend die Handlung der Geschichte untermalt. Meine Fotos sind leider nicht so toll geworden, das Licht war zu grell und vieles ist verschwommen. Wenn man genau hin sieht, erkennt man auf einem Bild die Türme von Prambanan im Hintergrund. Ich hab drei kleine Filmchen gemacht, vielleicht kann ich sie online stellen, weiss aber nicht ob der Ton funktioniert. So gegen zehn waren Dija und ich wieder im Stadtzentrum, in der Jalan Malioboro. Wir haben gebratenes Huhn mit Reis und Gemüse gegessen, dazu haben zwei Gitarrenspieler was gespielt und siehe da, es war genau das Lied dabei, welches mir den ganzen Tag im Kopf rum geschwirrt ist: Wish you were here von Pink Floyd! Hat jemand die CD??