Samstag, 11. Oktober 2008

09.10.08 So viele Inspirationen (Wie viel Kreativität verträgst du, bevor dir der Kopf platzt?)

Ich möchte wieder Zeichnen, Schreiben und habe 1000 Ideen! Der Grund dafür: Ein gewaltiger Inspirationen – Flash während meiner 1 Woche Libur Lebaran! Hier ein kurzer Rückblick vom 01.-04. Oktober: Ich war mit Sarah am Tempel Kalasan, einem kleineren Tempel in Yogya. Man sagt, dass dort der indonesische Hinduismus seinen Ursprung hat. An Hari Raya, dem höchsten Feiertag während Idul Fitri, ist es Brauch, sich mit der ganzen Familie zum Essen und gemeinsamen Feiern zu treffen. Ich war mit Sarah und Maria bei Ibu Kartika eingeladen, der Tochter des berühmten Indonesischen Malers Affandi (jaja, ich kenn schon die richtigen Leute). Ich bin wirklich froh, dass wir ihr Haus besuchen durften und ich möchte unbedingt wieder hin. Eine Quelle an Inspiration, Weißheit und Lebenslust! Obwohl sie schon 72 Jahre alt ist, fliegt Kartika noch immer um den Globus und promoted ihre Galerien selbst. Natürlich steckt hinter all dem viel Geld und so sah auch die Festtafel aus: indonesisches und westliches Essen, ausserdem jede Menge Gebäck und Eiscreme. Wir haben Kaffe mit Kokosmilch getrunken und ich habe Kartika erzählt, dass ich auch male (mein Gott, ich war so begeistert von allem, dass ich planlos Blödsinn geredet hab). Jedenfalls ist ihr Haus wirklich wahnsinnig beeindruckend, voll mit Souvenirs, Möbeln und Andenken aus der ganzen Welt und aus ganz Indonesien. Besonders interessant war für uns Mädchen die Skulptur aus Papua (siehe Foto)… Kartikas Haus ist typisch indonesisch, viel Holz und Stein und viele offene Räume, durch die eine frische Brise wehen kann. Natürlich gibt es auch einen Fischteich, der sich um das halbe Haus zieht, mit vielen exotischen Blumen und einer Brücke, die in den hinteren Bereich des Gartens führt. Dort steht auch ein Sassak Haus (aus Stroh), da kann man tatsächlich drin schlafen. Das Mosaik im Garten (um einen Baum)stammt auch von Kartika. Der Baum wächst über dem Mosaik auf der Terrasse und seine Blüten hängen überall vom Dach der Laube – ein Paradies! Zum Ende des Nachmittags hat die Familie sich zum Foto-machen aufgestellt, die ältesten dürfen auf Stühlen sitzen. Kartika (mit blauem Haarband und echter Blüte im Haar)hat wahrlich eine große Familie! Ein unvergessliches Erlebnis… Am Donnerstag war ich mit Christopher und Ines in Borobudur, dem größten budhistischen Tempel. Es war noch immer Idul Fitri und die meisten indonesischen Familien scheinen über die Feiertage einen Tempelbesuch einzuplanen, jedenfalls war es unglaublich überfüllt! Und wir drei schienen die einzigen Weißen zu sein…Peinlich, weil jeder dich anstarrt. Wir haben es geschafft, nicht die steilen, engen, von Menschen zugestopften Treppen nicht hinab zu stürzen und ich hab sogar den berühmten Glücks-Buddha berührt! Jede Ebene des Tempels steht für eine Etappe in Siddhartas Leben, der vom reichen Prinzen zum asketischen Mönch und letztendlich zum erleuchteten Buddha wird. Die vielen in Stein gehauenen Bilder zeugen von viel Können und Arbeit. Ich hätte den Tempel gerne gesehen, als er noch ganz neu war, denn noch immer ist so vieles recht gut erhalten. Weitere Fotos werden nachgereicht, sobald Ines wieder in Deutschland ist (sie war nur zu Besuch bei Christopher). Ich hab mir nach dem Tempelbesuch keinen kleinen Stein-Buddha aufschwätzen lassen, da ich dort höchstwahrscheinlich eh bald wieder vorbei kommen werde, Christopher ist ja schon seit Februar in Indonesien und war bereits 3-mal in Borobudur! Das gegenüberliegende Bergpanorama sieht übrigens wie ein schlafender Mensch aus, weshalb man sagt, dass der Bauherr Borobudurs dort liegt und noch immer über sein Bauwerk wacht… Weniger schön war der gigantische Stau auf dem Heimweg: 1 Stunde hin, 2 Stunden zurück! Zum Glück hatten wir einen fähigen Taxifahrer, der nicht so gefahren ist, dass man fast gegen die Windschutzscheibe spucken muss(in Indonesien heißt das schon was!). Ich hätte ja schon 1000 Rückspiegel auf dem Gewissen und bin echt froh, hier nicht Auto fahren zu müssen. Sepeda Motor ist schon schlimm genug… Aber ich bin ganz gut (sagt Sarah, die auf dem Rücksitz sitzend mit mir zusammen schon öfter unterwegs war, die muss es ja wissen…), holpere über jede Geschwindigkeitsschwelle, weiche den Meerschweinchengroßen Ratten aus (die armen Katzen hier, die müssen gegen ein Essen kämpfen, das fast genauso groß ist wie sie selbst) und hupe was das Zeug hält! Am Freitag bin ich mit Julian, Sarah, Maria und Hari in den Süden Javas gefahren, an den Strand mit dem dunkelsten Sand und den wildesten Wellen! Die Fotos zeugen von der Action, die dort abging! Der ganze Strand war von Menschen gesäumt, der Wind unglaublich stark und die Stimmung aus Wolken und den letzten Sonnenstrahlen vermittelte den Eindruck, dass die Apokalypse nah ist! Wir haben den Kindern beim Drachensteigen lassen zugesehen (nächstes Mal will ich auch einen…), Maiskolben über dem Feuer gegrillt und zur Feier des Tag der deutschen Einheit die Nationalhymne gegen den Wind gesungen (mit der linken Hand auf dem Herzen, den Blick Richtung Deutschland). Leider sind wir nicht über Nacht geblieben, da Julian und Sarah beide krank waren und es ratsamer war, in den eigenen Betten zu schlafen. Am Samstag war ich mit ein paar Leuten im „Republik“, um (leider)das Ende der Ferien und (zum Glück) das Ende von Ramadan zu feiern. Ich freu mich immer, wenn ich neue Seiten von Indonesien entdecken kann und meine Ferienwoche war recht aufregend und faszinierend. Schade dass nicht jede Woche aus Reisen, Tempel angucken und Strandbesuchen bestehen kann, aber das Studenten- Hirn muss sich ja irgendwie vergrößern…

Samstag, 4. Oktober 2008

30.09.08 Selamat Libur Lebaran! (Teil 2: Karneval in Yogya? Nein, es ist nur Idul Fitri…)

Jetzt ist es offiziell: Ich bin im Land der Wahnsinnigen! Wie anders lässt es sich erklären, dass plötzlich Panzer und große, weiße Ziegen mit riesigen Klöten durch die Gegend getragen werden?!? Es ist der letzte Tag vor Hari Raya, Idul Fitri, die Fastenzeit Ramadan hat endlich ein Ende! Einen Monat tagsüber nichts Essen und Trinken dürfen, schlecht gelaunte Indonesier und überfüllte Moscheen, schlecht laufende Warungs und geschlossene Clubs. Da muss das Ende natürlich ordentlich gefeiert werden! Ich bin mit dem Sepeda motor auf dem Weg in die Gegend um Sosrowijayan umj mich mit deutschen Freunden zu treffen (die Indonesier besuchen ja alle ihre Familien), als plötzlich der Wahnsinn ausbricht: Überall werden Raketen in die Luft geschossen und aus den Lautsprechern dringt: „Alllaaaaaaaaaahhh!!!“ Die ganze Stadt ist auf den Straßen, obwohl viele Läden noch geschlossen haben und erst nach den Feiertagen wieder geöffnet sind. Die Kinder halten Wunderkerzen oder (ich kann nicht hinsehen…) Kracher und Feuerwerk in den Händen. Durch die Stadt ziehen unzählige Festumzüge, jede Moschee hat ihren eigenen Umzug. Christophers Theorie: Die Kinder sind während Ramadan äußerst schlecht drauf, also versucht man sie in den Moscheen mit Bastelarbeiten bei Laune zu halten. Je größer die Moschee, desto größer die Bauwerke (klar, wie soll sonst ein riesiger Garuda-Vogel mit gespreizten Flügeln durch die Tür der Moschee passen?!). Ich fühle mich ein bisschen wie auf dem Sankt Martins Umzug, als ich die Kinder mit ihren bunten Laternen sehe. Meist werden die Kerzen durch blinkende Neonröhren ersetzt, wäre sonst zu gefährlich. Die Bastellarbeiten aus Papier und Pappe könnten sehr schnell Feuer fangen… Ich kann nicht glauben, was alles an mir vorüber getragen wird, grenzt das nicht schon gefährlich nahe an Kinderarbeit? Wie lange braucht man denn für das ganze Zeug?? Am Besten ihr schaut euch die Fotos einfach selber an… Ein verrücktes Volk! Vergesst Fasching oder Hemdklonker – hier sind sie noch viel irrer!!!

28.09.08 Selamat Libur Lebaran! (Teil 1: Handeln will gelernt sein – Frauen sind wie Wölfe)

Die eine Woche Ferien (Libur Lebaran) ist fast vorbei und es ist sooo viel passiert! Am Freitag ist Dijas Tochter Ruqoyyah zu Besuch gekommen, ich nenne sie Koi (wie den japanischen Fisch) oder Cumi “Tschumi“ (Tintenfisch). Erst war Sie sehr schüchtern, aber dann hat sie sich doch getraut, sich mein Märchenbuch auszuleihen (ich hab immer noch Probleme mit dem Verstehen der Texte, Koi hatte das Buch in 4 Tagen durch – frustrierend wenn eine zehnjährige besser lesen kann!). Wir waren zusammen beim Einkaufen, da es an Idul Fitri Tradition ist, dass die Kinder neue Kleidung bekommen, so etwa wie Weihnachten bei uns. Es gibt überall Rabatt und die Einkaufshäuser sind restlos überfüllt, ganz Yogya ist auf den Beinen und die Läden haben bis 10 Uhr geöffnet. Koi fand natürlich das Spielzeug viel interessanter als die Klamotten, besonders die Barbie Puppen. Heute morgen waren wir schon früh auf den Beinen, um sieben Uhr morgens findet rund um die UGM ein Markt statt. In unzähligen kleinen Ständen wird alles Mögliche verkauft: kleine Wasserschildkröten, Hamster in Käfigen und Fische in Flaschen. Es gibt Kleidung und Essen, CDs und Sonnenbrillen, Ramsch und noch viel mehr… Um neun Uhr beginnt die Hitze unerträglich zu werden und wir haben uns in den Schatten geflüchtet. Mittags war ich mit Sarah auf dem Pasar Beringharjo um mir einen kain jarit (großes Batiktuch zum Schlafen)zu kaufen. Überall waren Sepeda motor und Autos unterwegs, ich hatte Sarah hinten auf meinem sepeda motor und bin richtig glücklich, dass nichts passiert ist. In dem ganzen Getümmel passiert es schon mal, dass man mit dem Fuß den heißen Auspuff eines Nachbarn streift. Schon die Hälfte meiner Mitstudenten trägt schmerzhafte, wässernde Brandwunden oder Narben an den Waden davon (wah! Ich hoffe, dass ich davon verschont bleibe…). Als wir nach nervenaufreibenden 30 Minuten endlich in der Jalan Malioboro angekommen waren, wollte ich nur noch so schnell wie möglich raus aus der Hitze und rein in den überdachten Markt. Der Pasar Beringharjo ist Yogyas ältester, traditionellster Markt und man muss handeln um ein gutes Geschäft machen zu können. Sarah und ich haben uns also durch die engen, von einer Million Batikstoffen gesäumten Gänge geschlängelt und erst einmal zwei schöne Stoffe zum Schlafen gekauft. Das läuft folgendermaßen ab: „Was suchst du?“ „Batikstoff, groß, zum Schlafen.“ Es wird jede Menge Zeug vorgezeigt, überwiegend Ramsch (man hält uns für Touristen). „Ibu, ich suche einen SCHÖNEN Stoff, bessere Qualität.“ „Oh!“ Die Ibu weiß, was gemeint ist und kramt die besseren Stoffe hervor, einer schöner als der andere. Sarah und ich wühlen, finden beide was wir wollen. Dann geht es los: „Wieviel kostet es?“ „Der Meter kostet 40.000 Rupiah.“ Sarah und ich lachen erst mal. „Wir wollen 1 auf 2 Meter.“ „60.000“ Wir lachen weiter. „Zu teuer, Bu! Boleh tawar? (Handeln?)“ „Boleh.“, sie nickt. „20.000“ Jetzt ist es die Verkäuferin, die lacht. „Das geht nicht.40.000“ „Zu teuer!“ Sarah spielt mit den Stoffen und wir unterhalten uns mit möglichst ernsten Gesichtern. Stirnrunzeln kommt immer gut. „38.000“, schlägt die Ibu vor. „28.000“, schlage ich vor. Nach etwa 10 Minuten einigen wir uns auf 32.000 Rupiah pro Stoff und beide Seiten sind glücklich. Als wir an einem Stand mit Batik-Kleidern vorbei kommen, fällt mir sofort ein blaues Kleid ins Auge. Das mit Frauen und Kleidung ist sowas wie mit einem Wolf und seiner Beute: man wittert sie schon auf viele Meter und dann will man sie haben, koste es was es wolle! Handeln ist also wie das Anpirschen an die Beute. Der Verkäufer sieht sofort, dass ich Blut geleckt habe. „Was suchst du?“ „Mir gefallen die Batikkleider. Was kostet eines?“ „180.000“ Ich seufze und dreh mich weg. „Zu teuer!“ „Der Stoff ist sehr gut, da muss man mehr bezahlen!“, meint er. Ich schüttle den Kopf und geh erst mal mit Sarah einen Tanzschal suchen. Der Schal wird um die Hüfte gebunden und sollte bis zum Boden reichen, man zahlt gewöhnlich 15-20.000 Rupiah. Ein Verkäufer bietet ihr mehrere Schals an. Der Schal reicht nicht bis auf den Boden und als wir den Preis hören, lachen wir wieder. Er will ernsthaft 45.000 dafür haben! Harga pas, kein Handeln möglich. Wir gehen weiter, Sarah möchte an diesem Tag keinen Schal mehr kaufen, so sauer ist sie über die Unverschämtheit. Das kann dir hier eben auch passieren wenn du Pech hast, man versucht eben die „ahnungslosen Touris“ über den Tisch zu ziehen. Plötzlich kommt ein anderer Verkäufer angerannt, es scheint sich rumgesprochen zu haben dass ein weißes Mädchen einen Tanzschal sucht. Aber Sarah schmollt und winkt ab. Ich bin ein bisschen betrübt, weil ich echt gerne ein Batikkleid hätte. Durch Zufall kommen wir noch einmal an dem Stand vorbei und dann geht alles ganz schnell. „He, welches Kleid wollen Sie, Miss?“ „Zu teuer…“ „Welches?“ „Das blaue gefällt mir gut, aber 180 ist zu viel.“ „Okay, 150.“ „Nein, ich hab nur 100 dabei.“ „130?“ Hallo, ist der schwerhörig? (ich hab natürlich mehr dabei, aber einen Versuch ist es wert) Er seufzt, holt das Kleid von der Stange und packt es mit einem affenzahn ein. Ich habe plötzlich Angst, doch noch über den Tisch gezogen zu werden. Aber gekauft ist gekauft… Als ich später Dija das Kleid zeige und ihr den Preis nenne, ist sie von meiner Wahl und meinem Können begeistert. Bin ein Handel-Genie! Ich fühle mich gut und tanze in meinem neuen Kleid ein bisschen vor dem Spiegel rum. So leicht nimmt mich niemand mehr aus! Falls ich den Bejak-Fahrer noch einmal wiedersehe, der mir an meinem ersten Tag in Indonesien 200.000 Rupiah abgeluchst hat (den 10fachen Preis), werde ich ihn mit meinem neuen Batik-Schlaf-Stoff erdrosseln…

26.09.08 Kleine Foto- Show: Koreanisch essen

Sarah und ich waren mit Choi und Nahye zusammen typisch koreanisch essen. Die beiden Koreanerinnen sind in meinem Semester und wie man sieht hatten wir viel Spaß. Und lecker war’s auch!