Samstag, 20. Dezember 2008

November und Dezember 2008

Als Chris wieder weg ist fällt Tanya in ein tiefes Loch und ist traurig und vermisst alles und jeden in Deutschland. Dann rappelt sie sich wieder auf und beschliesst, sich abzulenken. Und wie lenkt sich Tanya am besten ab? Genau: freakige Früchte essen (Rambutan), Adventskranz basteln (eher ein Gesteck aus Muscheln, Erdnüssen und hässlichem Lametta), zu Ausstellungen gehen, Zimmer dekorieren, Essen gehen, Schuhe einkaufen und rumblödeln und ganz viel Party machen! 9./10.12.2008 Drei Mädels am Dieng Plateau – der Berg…äh…Vulkan ruft! Da es mit Vulkanbesteigungen zur regenzeit immer etwas kritisch aussieht (Erdrutsche, zerstörte Strassen, keine gute Aussicht etc.) haben Sarah, Maria und ich uns kurzfristig entschlossen in der letzten Woche vor den Prüfungen noch für eine Nacht nach Dieng zu fahren. Nachdem wir bei Regen etwa 8 Stunden mit dem Sepeda Motor unterwegs waren, sind wir recht kaputt, durchgefrohren und bis auf die Knochen durchgeweicht im Bergdorf Dieng angekommen. Zum Glück waren wir kurz vor Einbruch der Nacht im Hotel, sonst hätten wir die schmale, steile Bergstrasse in der Dunkelheit fahren müssen, wobei wir bei dem regen eh halb blind waren. Die Hotelinhaber haben gleich unsere nassen Klamotten zum Trocknen auf gehangen und wir haben uns auf eine heisse Dusche gefreut – und dann jeder einen uralt Blümchenkessel voll bekommen! Ich hätte mich soooo gerne in den Eimer gesetzt! Aber so haben wir uns eben schnell damit gewaschen und dann noch ein bisschen unsere Füße gewärmt. Obwohl ich meine Fließjacke an hatte und in eine Wolldecke gehüllt war konnte ich kaum schlafen, so hat‘s mich gefroren! Um vier Uhr nachts hieß es dann auch schon wieder aufstehen und mit unserem Führer Dwi sind wir zum Sonnenaufgang auf einen Aussichtspunkt zum Gunung Sikunir aufgestiegen (in Flipflops!). Das Dieng - Plateau liegt auf dem Kessel eines implodierten Vulkans in über 2000 m Höhe und zeichnet sich durch sehr wechselhaftes Wetter (Sonnenschein und blauer Himmel wechseln schlagartig in düstere Wolken und geheimnisvolle Nebelschwaden) und jede Menge Schlammtümpel, Sümpfe und Schwefelkrater aus. Der Kawah Sikidang ist nur einer der vielen, noch immer blubbernden Krater, den wir besucht haben. Viele Leute aus dem Dorf Sembungan (das mit 2300m das höchstgelegenste Dorf Javas ist) bauen auf dem Plateau Schwefel ab, es riecht immer recht markant danach und man muss gut aufpassen, nicht in eine der brodelnden Ritzen und Spalten zu treten. Maria und ich haben den Telaga Warna (Farbiger See) umrundet, wobei ich beinahe einen meiner Flipflops im Schlamm verloren hätte… Das Gebiet um Dieng eignet sich hervorragend zum Wandern und Biken, man kann pinienbewachsene Hänge, Kartoffelfelder (wie Terrassen angelegt), Seen und Krater bestaunen und die frische Luft und netten Bergbewohner geniessen. Nachdem wir noch einen der acht verbliebenen Arjuna Tempel angeguckt haben (ich umrunde immer alles, das soll Glück bringen), wollten wir nur noch eines: Zu den heissen Quellen – und das so schnell wie möglich! 20.12.2008 Absolventin der UGM Yogyakarta Endlich war es so weit: Nach 4 Monaten Studium an der Universitas Gadjah Mada hatte unser Semester Abschlusszeremonie! Typisch Indonesisch: Jeder bekommt ein Zertifikat und einen UGM Anstecker obwohl noch gar keine Noten fest standen. Typisch Deutsch: Jede Nation unserer Klasse (Korea, Australien, Japan, China, Afrika) hatte eine Performance vorbereitet, nur wir nicht! Trotzdem haben wir alle stolz Hände geschüttelt, Fotos gemacht und uns anschließend aufs Buffet gestürzt…Selamat datang di keluarga UGM!(Herzlich Willkommen in der Familie der UGM!) Weihnachtsstimmung in Indonesien Gleich mal vorneweg: Es gibt hier keine Weihnachtsstimmung. Jedenfalls nicht für mich. Da etwa 80% der Yogyakarter Bevölkerung Muslimisch sind, das Wetter jeden Tag etwa um 30 Grad und feuchtwarm ist und die Plätzchen alle nach Erdnuss schmecken, kommt allenfalls Stimmung auf, wenn man ins Kaufhaus oder ins Plaza Hotel geht (siehe Deko). Meine Freundin Christie ist christlich und hat mich auf ein „Weihnachtskonzert“ eingeladen, dass sich dann als fanatischer Gottesdienst entpuppt hat. Alle sind aufgestanden, haben mitgesungen und geklatscht und teilweise geheult (wie bei den Gospel-Kirchen in den USA wenn sie sich in Trance singen). Ausserdem gab es komische Tanzeinlagen, während denen Pappherzen mit roten kreuzen drauf geschwungen wurden (Rot Kreuz??mein erster Gedanke: Krankenwagen!) Oh-mein-Gott! Ich hab zwar auch meinen Rosenkranz im Zimmer hängen, aber das war mir echt zu krass! Verrückte Welt! Aber was bleibt mir anderes übrig? Ich zünde meinen quietschgrünen Lametta- Muschel-Erdnuss- Adventskranz an und freue mich auf Heiligabend in Sulawesi… 21.-23.12.2008 Jakarta – Metrpople am Puls der Zeit (oder zwischen Pollusi und Prada) Wenn in Yogyakarta jeder einfach so den heutigen Tag vor sich hin lebt, dann ist man in Jakarta bereits im „morgen“ angekommen. Hier scheinen die Uhren 10 Mal schneller zu laufen, die Häuser 10 Mal höher und der Verkehr 10 Mal chaotischer zu sein. Hier ist man entweder „in“, fährt im schwarzen hochglanzpolierten Mercedes und trägt Designerkleidung während man von Hochhaus zu Restaurants und Cafés chauffiert wird, oder man wohnt in Ghettos aus Blechdachhütten, die zwischen den in die Wolken wachsenden Nobelappartements in Smog, Rauch, Essens- und Fäkaliengerüchen dahin vegetieren. Für mein Kos muss ich 4 Yogya- Monatsmieten hinblättern (bei minimal besseren Facilities, TV , AC und Kühlschrank im Zimmer) und bin mal gespannt, wie ich mich ab Februar hier 5 Monate lang zurecht finden soll…