Montag, 25. August 2008

24.08.08 Die erste Woche ist vorbei

Wah! Ich bin tatsächlich schon eine Woche in Indonesien, diesem Land, in dem irgendwie (fast) alles anders ist. Von Montag bis Mittwoch ging es mir ziemlich schlecht, ich konnte zum Beispiel nichts essen und wollte auch nichts trinken, obwohl ich immer wahnsinnig geschwitzt habe und mir schon wie ein verdorrter Zweig vorgekommen bin. Mittlerweile geht’s wieder einigermaßen, aber eine meiner Hosen ist mir schon zu groß! Ich war jedenfalls total lustlos, traurig und zu nix zu gebrauchen. Erst einmal war da das Problem mit der Sprache.

Ich lerne ja schon seit zwei Jahren Indonesisch, aber wenn man plötzlich nur noch Indonesier um sich hat, fängt die Sache irgendwann an zu Nerven. Ich hatte die ersten zwei Tage totale Kopfschmerzen und überhaupt keine Lust auf Indonesisch sprechen. Irgendwie hat es aber dann KLICK gemacht und ich bin jetzt wirklich überrascht, dass ich mich doch so gut verständigen kann. Die Indonesier reden zwar wirklich schnell und nuscheln manchmal ganz schlimm, aber im Großen und Ganzen komm ich überall zurecht.

Am Dienstag bin ich das erste Mal Bejak gefahren (ein Dreirad, das den Fahrgast vor sich in einer Kabine transportiert). Natürlich bin ich so richtig schön ausgenommen worden und musste 200.000 Rupiah blechen. Soviel verdient ein Bejak-Fahrer im Monat! Gut, dass ich das mittlerweile auch weiß. Wenn man darin sitzt und zum ersten Mal den Straßenverkehr mitbekommt, ist ein Kulturschock vorprogrammiert: In Indonesien herrscht Linksverkehr, die Verkehrsregeln werden manchmal aber ein bisschen über den Haufen geworfen. So ist für einen Bejak-Fahrer eine rote Ampel zum Beispel schlichtweg nicht existent und mir ist jedesmal das Herz in die Hose geflutscht wenn wir über eine Kreuzung mussten! Der Kreisverkehr ist mehrspurig, ob jemand kommt oder nicht ist egal, man hupt einfach („Jo, jetzt komm ich!“) und lässt sich vom Strom mittreiben.

Die Bejaks fahren meist am Rand (also links außen), dann kommen die Mini-Busse, dann die Autos. Ein Problem kommt auf, wenn die Mini-Busse so langsam fahren, dass der Bejak-Fahrer sie überholen muss. Und das tun sie meistens, sprich sie fahren Schrittgeschwindigkeit! Die Bejak-Fahrer kommen den Autos gefährlich nahe und klingeln, die Autos hupen und drängeln vorwärts. Der deutsche Fahrgast hat Angst!

Dann sind dann noch überall die Roller (sepeda motor) und wenn ich überall meine, dann meine ich WIRKLICH überall! Sie drängeln sich rechts und links an den Bejaks vorbei, schrammen nur haarscharf an Kotflügeln und Spiegeln vorbei - und hupen natürlich auch! Es wird irgendwie immer gehupt, auch wenn gar kein Grund dazu besteht. Die Indonesier zeigen Wut oder Enttäuschung nicht, da dies einen Gesichtsverlust bedeuten würde. Ich glaube, das wird mit Hupen kompensiert.

Besonders schlimm ist es als Ibu putih (weiße Frau), da wird man ständig angehupt, angesprochen (von Bejaks, Verkäufern, Neugierigen und eigentlich allen)und die Kinder starren einen an, als hätte man zwei Köpfe. Ich bin mit dem Taxi an einem Bus voll mit Schulkindern vorbei gefahren und man kann sich nicht vorstellen, was da abgeht wenn man zurück winkt oder mit dem Roller hupt! Das ist für die wie Weihnachten (was es hier ja nicht gibt)! Überhaupt gibt es vieles nicht, will man bestellen kommt oft ein „Habis! („Ist schon leer.“, auf Deutsch: Hab ich jetzt keinen Bock zu!) zurück. Ich wollte Jackfruit-Saft haben, musste dann Erdbeer nehmen. Trotzdem sau lecker und für den Preis von 12000 Rupiah (ca. 90 Cent) ein Renner! Wenn man im Restaurant für 34.000 Rupiah ist, also 2,50 Euro, dann ist das schon Luxus. Ich zahle für sepeda motor und mein Zimmer je 500.000 Rupiah im Monat, habe also jeden Monat ca. 75 Euro Fixkosten.

Wenn man typisch Indonesisch (also sparsam)leben will, dann geht man eigentlich nur essen, am Besten im Warung. Diese Essensstände stehen in allen Straßen, durch Stoffbanner von Lärm und Abgasen geschützt. Ich gehe gerne ins Warung um die Ecke, da dort nur eine wenig befahrene Straße ist und es dort dann richtig gemütlich ist. Im Warung kann man sehr günstig Essen, es wird alles frisch zubereitet, zum Beispiel gebratene Nudeln, Huhn, Fleisch, Teigtaschen, Suppen und gebratenes Gemüse. Gewöhnlich bekommt man dazu ein Teller mit Nasi (Reis), Kräutern zum Kauen und eine Wasserschale zum Hände waschen gereicht. Es gibt zwar Besteck, aber man isst mit den Fingern. Die linke Hand gilt als unrein, aber als Ausländer wird man auch nicht gleich schief angeguckt wenn man beide Hände benutzt.

Gestern war ich im einen Warung Italia und hab mich wahnsinnig über den gemischten Salat mit Feta gefreut! Man kann nicht jeden Tag indonesisch Esssen, sonst ist Durchfall vorprogrammiert.

Im Supermarkt bekommt man fast alles, was es bei uns auch gibt, meist nur in kleineren Ausgaben und Päckchen. Shampoo ist klein, Waschmittel genauso. Die Äpfel sind auch klein, genauso wie die Bananen. Ich bin jedes Mal begeistert von dem vielen fremden Obst, trau mich aber noch nicht so ganz an die ausgefallenen Sachen ran.

Überhaupt muss ich mich an vieles gewöhnen, deshalb bin ich froh, gute Freunde gefunden zu haben. Ich wohne im Kos (Wohnheim) direkt gegenüber dem Kos von ein paar Mitstudenten meines Semesters, habe jedoch den Vorteil dass alle Bewohner meines Kos (12 junge Leute) Indonesier sind und ich somit die Sprache sprechen muss. Sogar einen eigenen Festnetz-Anschluss hab ich jetzt und es war sooo toll, mal wieder mit meiner Familie telefonieren zu können.

Das Kos gehört Pak Adrianto und seiner Familie, die im vorderen Trakt des Hauses leben. Für Indonesische Verhältnisse ist die Familie recht wohlhabend, es gibt ein großes Wohnzimmer und die Kinder haben sogar einen PC zum Spielen. Ich sitze gerne bei Bu Dona und ihren drei Kindern. Sie sind 6, 4 und 0,5 Jahre alt. Die Kleinste (Margarita)ist sehr brav und schläft viel, schaut mich aber auch schon so komisch an (jaja, weiße Haut, ich weiß schon). Die Jungs haben sich sehr über mein oleh-oleh (Essensmitbringsel) gefreut: Eine Packung Haribo!

Die habe ich auch Wahju geschenkt, einem Freund, der mir über eine Freundin (Dija) das Zimmer im Kos vermittelt hat. Dija wohnt mir direkt gegenüber und wir sehen gern zusammen Fern, gehen Abends Party machen (ins Bintang ein Bier trinken oder den Club Republik zum Tanzen). Es gibt oft Live Bands in Indonesien und sehr sexy Dancer, Mädchen in knappen Kostümchen, die mit den dürren Hüften wackeln und Extentions bis zum Hintern tragen. Ein krasser Gegensatz zum Tag, wenn viele Frauen Kopftuch tragen.

Der muslimische Glaube ist stark spürbar, so dringt zum Beispiel bereits um halb fünf morgens das Morgengebet aus allen Lautsprechern, was mehrmals täglich wiederholt wird. Mittlerweile schlaf ich einfach weiter und die Gesänge am Abend klingen angenehm durch die Dämmerung. Ich bin beeindruckt, wie stark Glaube und Nationalismus in diesem Land verankert sind. Überall gibt es Gebetshäuser und an jeder Ecke stehen Skulpturen der Pancasila (die 5 Säulen/Grundregeln der Regierung), es wird mit Plakaten zur Ordnung aufgerufen. „Schütz dich vor Aids!“ „Plane deine Familie: 2 Kinder sind genug!“ „Gib Korruption keine Chance!“

Auch in meinem Kos gibt es Regeln: Ich muss zum Beispiel immer Bu Dona erklären wer mich da gerade besucht hat, was ich heute gemacht habe und was ich Abends noch machen will und wo ich denn hin will und warum ich denn weg will. Bu Dona und Pak Adriato sorgen sich eben um das Mädchen aus dem fernen, fremden Land

Außerdem ist es nicht erlaubt, dass Freund und Freundin zusammen in einem Zimmer schlafen, es sei denn sie sind bereits verheiratet. Bu Dona weiß dummerweise schon, dass Chris nicht mein Mann ist…*grummel*Etwas seltsam: tagsüber ist Männerbesuch erlaubt.

Mein Zimmer hat immer offene Fenster, es kommt also jedes Geräusch durch und leider Gottes auch die Mücken. Bis jetzt hab ich 7 Stiche, für jeden Tag einen!

Außerdem wohnt bei mir eine cicak (Gecko) Familie, zwei größere Eidechsen und ein Baby, die abends gern an meiner kühlen Badezimmer-Wand sitzen und über die Decke flitzen. Naja, solange sie brav immer wieder das Zimmer verlassen kann ich damit leben. Man gewöhnt sich an vieles, auch daran, dass ständig Fledermäuse vor dem Fenster rum turnen und beim Rauchen eine Kröte in Hamstergröße an einem vorbei hüpft.

Mein Badezimmer-Fenster ist vergittert, kann aber nicht geschlossen werden und durch das Loch im Gitter kommen eben cicaks rein, was soll‘s. Dort hängt auch ein kleiner Bienenstock, der jedoch unbewohnt zu sein scheint.

Das kamar mandi (Waschzimmer) ist schon eine Sache für sich: Es gibt nur ein Klo und ein tiefes Becken, aus dem man mit einer Plastikschöpfkelle Wasser holt und über den Körper gießt. Mit dem Wasserhahn füllt man das Becken wieder auf, wenn man das Bad putzt schüttet man einfach Wasser über den Boden und benutzt den Mopp. Die Klobrille ist obligatorisch zur Zierde und leider Gottes nicht verschreubt, man muss also aufpassen, dass man beim Hinsetzen nicht abwärts surft. Toilettenpapier und dergleichen dürfen nicht in die Toilette, wenn die Spülung nicht funktioniert muss man sich zu helfen wissen (eine sehr schöne Situation, in der ich mit der Hand im Spülkasten rum wühlen musste…aber jetzt funktioniert es wieder). Warmwasser gibt es nicht, eigentlich ist es immer lau warm.

In Indonesien raucht fast jeder, dementsprechend günstig ist eine Packung, etwa 10.000 Rupiah, 75 Cent. Ich mag die rokok kretek (Nelkenzigaretten), traditionell ohne Filter und dick wie ein Kinderfinger, sieht aus wie ein Joint. Man darf hier nicht zimperlich sein, die Lungen sind früher oder später hinüber, entweder durch die stets präsenten und zu kalten Klimaanlagen (zum Glück nicht in meinem Zimmer), die vielen Abgase oder das Rauchen. Viele Indonesier husten.

Man muss auch einen Gang runter schalten, sonst kriegt man die Krise. Ich war mit Sarah und Maria zusammen auf dem Hühnermarkt ein Fahrrad für Sarah kaufen, der HORROR! Die armen Hühner werden in Käfige gepfercht und müssen dort ausharren, bis jemand eines kauft. Dann werden ihnen die Füße zusammengebunden und man transportiert sie kopfüber wie einen Strauß Blumen, meist direkt zum Kochtopf. Es gibt auch Hahnenkämpfe, ein großer und starker Hahn ist sehr viel Geld wert. Ich find es ja schon schlimm, unter welchen Umständen die Tiere hier leben, aber es kam noch härter: Ich war gestern Nacht gegen drei mit Dija auf dem Roller Richtung Kos unterwegs und musste wirklich zweimal hinsehen, denn es scheint häufig der Fall zu sein, dass die Kinder, die tagsüber mit Betteln und Plastiktaschen zwischen den Autos verkaufen ein paar Cent verdienen, auch auf der Straße schlafen. Ein kleiner Junge, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, lag jedenfalls mitten auf der kleinen Mauer, die die beiden Spuren einer Hauptverkehrsstraße trennte. Es waren zwar kaum noch Autos unterwegs, trotzdem macht es sicherlich keinen Spaß, so schlafen zu müssen. Am liebsten hätte ich ihn auf dem Roller gepackt und zuhause in meinem Bett schlafen lassen!

Die Kinder werden meist ohne Helm zwischen die Erwachsenen gesetzt und schlafen dann wenn Stau ist und so fährt man dann zu dritt Roller!

Der Roller ist so etwas wie ein Statussymbol und ein Liter Benzin kostet keinen Euro. Dafür gibt es aber viel Smog, Abgase und Rußteile und Staub fliegen durch die Luft, was kein Wunder ist, da der Müll in Yogyakarta gerne auf Gehwegen und in Straßenecken verbrannt wird. Es gibt hier auch ein trockenes Flussbett, das zur Müllentsorgung und -verbrennung dient.

Ich bin froh, hier etwas Anschluss gefunden zu haben, besonders Dija ist mir eine gute Freundin und nimmt mich überall mit hin. Sie hat zwei Roller, ist aber momentan arbeitslos, wie viele Indonesier. Ich bekomme also einen vermietet und lieber zahle ich Dija die 500.000 Rupiah, als einem Verleih. Gestern waren wir abends unterwegs und für mich ist es ganz natürlich, dass ich ihr was ausgebe. Für mich ist ein Cocktail für 5 Euro akzeptabel, Dija könnte sich so etwas nicht leisten. Ich glaube, ich habe sie sehr glücklich gemacht, als ich ihr gesagt habe, dass ich an Weihnachten nach Bali möchte und ob sie denn mitkommen möchte, denn das war schon immer ihr Traum (wir haben gestern in ihrem Zimmer Fotos angeschaut und von unseren Träumen gesprochen). Das Ticket von Yogya aus kostet etwa 350.000 Rupiah, das sind 26 Euro. Dafür bin ich dann nicht alleine, lerne viel Indonesisch und habe durch Dija jede Menge Connections, sie kennt viele Leute in ganz Indonesien.

Man muss natürlich aufpassen, dass man sich nicht ausnutzen lässt. Eine Freundschaft kann ja nicht nur auf Geld basieren. Bei Dija mach ich mir jedoch keine Sorgen, sie gibt mir immer Zigaretten aus und als ich noch kein Bettzeug hatte, hat sie mir einfach so ein großes Stofftuch geschenkt, das sie selbst gebatikt hat. Solche Dinge sind meiner Meinung nach viel wertvoller als ein Flugticket und dann hab ich immer ein Andenken an sie.

Da mein Studium erst am ersten September beginnt habe ich im Moment noch nicht viel zu tun. Ich muss noch bis Donnerstag warten, bis ich wieder ins Kantor Imigrasi zum Anmelden muss. Die Indonesier sind nicht gerade die schnellsten, wenn es ums Arbeiten geht. Egal ob an der Kasse vom Supermarkt oder bei bürokratischen Angelegenheiten, alles ist sehr zeitaufwändig und geschieht in Schneckengeschwindigkeit. Schon klar, man braucht eben 7 Tage bis die Hand genügend Kraft aufbringt um zwei Unterschriften zu machen, vom Stempel ganz zu schweigen!

Ich versuch mich also den Indonesiern anzupassen, stehe nur früh auf wenn ich was zu erledigen habe und bin erst nachts richtig aktiv. Hier ist es um sechs Uhr abends schon dunkel und dann lässt es sich ganz gemächlich draußen rumhängen, rauchen und über Gott und die Welt quatschen.

Ich muss mich also erst richtig eingewöhnen und lasse mir dafür Zeit. Im Moment bin ich damit beschäftigt, Dinge einzukaufen, die ich im Alltag brauche (Teller, Besteck, Handtücher, etc.). Der Wasserkocher, den ich mir für 2,50 Euro gekauft habe landet direkt im Mülleimer: Der ist undicht! Ich glaub nicht, dass sich Wasser mit Elektrizität so gut verträgt…

Ich bin gerne in der Jalan Malioboro wo es sooo viele schöne Taschen, Schmuck und Krimskrams gibt (kauf natürlich nix, bin ja kein Tourist und hab noch viel Zeit für Souveniers). Wenn ein Verkäufer mir lästig wird, dann sag ich es ihm auch (hab ich von der sehr resoluten Maria gelernt, die sich am Mittwoch ordentlich mit einem Bejak-Fahrer gestritten hat, der uns übers Ohr hauen wollte). Meist wird man recht verdutzt angeguckt, wenn man dann auf Indonesisch antwortet dass man wirklich nichts braucht und er sich umsonst bemüht einem was anzudrehen.

Nur das mit dem Handeln trau ich mich noch nicht so richtig, man bekommt zum Beispiel CDs oder DVDs schon für 7000 Rupiah, das sind grade mal 50 Cent. Ich war natürlich auch in einem echten CD Laden, will ja die indonesischen Künstler unterstützen, wobei eine originale CD auch nur drei Euro kostet. Was soll ich da noch handeln? Vielleicht muss ich das erst noch lernen…Jaja, ich bin Deutsche, ja….ja…Wenn man immer ja sagt und dann Dankeschön („‘Makasih, Pak!“) dann hat man irgendwann vielleicht seine Ruhe. Vielleicht!

18.08.08 Die Reise beginnt

Noch ehe ich es richtig begriffen habe, bin ich in der Luft und auf dem Weg nach Doha, um dort in die Quatar-Maschine nach Jakarta umzusteigen. Ich bin überhaupt nicht in der Stimmung, andere Menschen um mich zu haben, schon gar keine Fremden. Aber so ist es nun mal: Ich bin nun ganz auf mich alleine gestellt! Das erste Essen im Flieger (Lamm-Curry)ist super! Aber dann wird’s immer übler: Komische Milchbrötchen und Sandwiches, die ich normalerweise mag. Und trotzdem fehlt mir total der Appetit. Ich dröhne mich also mit Schwarztee und Diet-Coke zu (was hat die Stewardess immer für meine Freude, wenn sie extra wegen mir mit dem Schaum der sprudelnden Coke kämpfen muss:)). Nach gefühlten 15 Stunden Flug (ich glaub es waren 6 oder 7) setzen wir zum Anflug auf Doha an. Ich entschließe mich kurzfristig, meinen Banknachbarn anzusprechen und siehe da: Er ist Balinese und will nach Denpasar! Wir verstehen uns richtig gut und Rauchen in Doha seine selbstgedrehten Zigaretten und quatschen. Dann tauschen wir noch Nummern aus und ich verschwinde in meine Jakarta-Maschine, während Yoyo (38) noch auf seinen Denpasar-Anschluss warten muss. Ich bin totmüde, aber irgendwie ein bisschen fröhlicher als zuvor. Immerhin hab ich jetzt schon eine neue Anlaufstelle in Bali!*bagus*

Meine neue Banknachbarin ist aus Jayapura und sehr gesprächig. Das einzige Problem: Ihren Akzent verstehe ich wesentlich schlechter als Yoyos Balinesisch. Immer wieder werde ich von indonesischen Passagieren gefragt woher ich komme und waruim ich denn Indonesisch studieren will. Gott, das macht doch niemand freiwillig!*lach* Die haben echt ein schlechtes Bild von sich. Zum Glück geht auch dieser längere und unbequeme Flug vorbei (wohin nur mit den Beinen?!? Jetzt hab ich schon so kurze…). Plötzlich tauchen die für Indo so unverwechselbaren, winzigen Inseln auf. Die Luft ist so diesig, dass sie wie kleine Geister-Boote aussehen, unbewegt zwischen den großen Handelsschiffen, die hier Hochbetrieb haben. Java ist voller Gegensätze: Grüne Reisterrassen und überall Palmen, aber auch die Waldrodung kann man erkennen und wie der Mensch sich alles so zurecht bastelt, dass er davon größt möglichsten Nutzen hat. Ich bin fasziniert…

Ich bin sehr aufgeregt, hole mir meinen Arrival-Stamp vom Immigrationofficer und zum Glück kommt gleich mein Koffer unversehrt aus der Schlange*Glück* Dann schreibt mir Naufal auch noch, dass er auf mich wartet und ich freue mich. Ich bin nicht alleine und er hilft mir beim Buchen meines Anschluss-Fluges nach Yogya. Ich muss zwar gleich weiter, aber er verspricht mir, nächste Woche nach Yogya zu kommen. Als ich über die nächtliche Millionenmetropole Jakarta fliege, bin ich noch mehr fasziniert von diesem Land: Die unzähligen Häuser und Strassen verschmelzen zu einem Gewimmel aus Licht und warmem Orange, das wahrscheinlich vom Smog strammt. Man erkennt die beleuchteten Bürogebäude und Sehenswürdigkeiten, das Treiben auf den voll ausgelasteten Straßen pulsiert auch um 20.00 Uhr ungehemmt. Die Großstadt sieht aus wie ein symmetrisch angelegtes Netz, ein niemals schlafendes Wesen, und die Großstraßen sind seine Schlagadern mit golden leuchtendem Blut. Und plötzlich hört die Stadt auf, die Lichter werden immer weniger und dann ist es dunkel.

In der kleinen Garuda-Maschine wird mir schon ein bisschen mulmig: Der Flug dauert zwar nur eine knappe Stunde, aber ständig nervt dieses Geräusch, als ob jemand von Unten das Flugzeug anbohren würde…Buh…nicht schön. Am genialsten ist das abendliche Lunch-Paket: Ein Gummi-artiges Pizza-Brötchen auf dem der Käse wie kleine Würmer aussieht, ein Schoko-Kuchen mit 1000 Kalorien (da nehm ich schon vom Angucken zu) und*juhuu* ein Kit-Kat! Naja, dafür dass ich mir damit die 9 Stunden Zugfahrt gespart habe nehme ich sogar das chlorige Trinkwasser hin…

Als ich in Yogya lande (wieder ein atemraubendes Bild)muss ich vor dem Dunkin Donut auf Naufals Kumpel warten, der mich abholen möchte. Ich warte und warte, aber warte nicht lange, da werde ich schon angesprochen: „Bisa saya bantu?“ Nein, mir kann niemand helfen, ich muss hier warten und der Dunkin Donut schließt um halb zehn. Typisch Indonesier, wieder die selben Fragen: Wo kommst du her? Was machst du? Wo möchtest du hin? Aber ich lächle und beantworte alles, so gut es eben geht. Erstaunlicherweise schlag ich mich gar nicht schlecht, besser als in jeder mündlichen Prüfung. Irgendwann taucht Prawira mit seinem Kumpel auf und dieser hat*GlückGlück* ein großes Auto dabei. Ich bin erleichtert, dass ich jemanden habe, der mir ein Hotel suchen hilft, zumal ich total erschöpft bin. Der Autoverkehr macht einen aber sofort wieder wach: Überall Lichter, dann Hupen in und scheinbar todesmutige sepeda motor Fahrer, die mit ihren kleinen Rollern rechts und links an einem vorbei flitzen. Dann muss man noch auf die Straßenverkäufer und Gitarrenspieler aufpassen, die urplötzlich am Fenster auftauchen und abgewimmelt werden müssen. Der Linksverkehr ist die Krönung, ich mach mir in jeder Kurve fast in die Hose und überleg mir nochmal, ob ich hier wirklich Roller fahren will…

Das zweite Hotel ist super: WISMA MMUGM gehört zur UGM, wobei ich noch nicht weiß wo diese ist. Ich buche 2 Nächte für jeweils ca. 15 Euro incl. Frühstück. Das Zimmer ist sporadisch eingerichtet, zwei Betten, Schreibtisch, TV*juhuu* und Badezimmer mit Dusche*doppel juhuu*! Endlich kann ich mich frisch machen, meine Haare sind ein Graus und untenrum schaut’s nicht besser aus! Die Jungs wollen auch heim, müssen morgen wieder früh raus und ich hab endlich meine Ruhe.

Noch habe ich keine ekligen Tiere gesichtet, das Wasser ist warm und reichlich und ich fühle mich bald wieder wie ein Mensch. Noch schnell SMS getippt und bisschen Fern geguckt. Oh Wunder! Das Indonesische TV hat genauso doofe Werbung wie wir…

Mal sehen ob ich morgen beim Frühstück ausländische Studenten oder sogar Deutsche treffe. Ich werd gleich ins Bett fallen. Morgen geht’s früh wieder raus. Ich muss unbedingt Geld wechseln und ins Internet! Selamat tidur…

17.08.08 Aller Abschied fällt schwer…

Wer hätte das gedacht: Meine beiden Traum-Studiensemester in Indonesien beginnen mit jeder Menge Tränen. Als ich mich von Tante Berta und Onkel Franz verabschieden muss, wird mir schmerzlich bewusst, dass ich sie vielleicht nicht mehr wiedersehen werde. In 10 Monaten kann viel passieren…Aber ich hoffe natürlich das Beste und dass sie nicht in die Brombeer-Büsche fallen Helene hat mir noch extra viel Segen mit gegeben: Einen kleinen Rosenkranz, ein Bildchen der „Unbefleckten Empfängnis“(zu spät…*gg*)und einen kleinen Jesus-Anhänger. Da kann doch nix mehr schief gehen…oder doch?

Ich bin nun richtig gut ausgerüstet: Zum Geburtstag haben mir Mama und Michael eine Film-Kamera geschenkt, ich hab mir von dem Geld von Tante Berta u Onkel Franz eine Digi-Cam gekauft. Und Chris hat noch was für meinen „Fun-Factory“- Vibe „Baby Bugg“ dazugelegt d: Wir waren am Samstag Abend noich alle zusammen auf dem Friedberger Volksfest, haben sogar doch noch das Feuerwerk angucken können (Simi war auch mit dabei). Julia hat der Abschied dann doch ganz schön mitgenommen und sie hat geheult und gemeint: „Ich vermiss dich jetzt schon! Ich hab dich so lieb, vergiss das nicht!“*buhuu*Schrecklich…Mama ist ja schon seit Wochen mit den Nerven am Ende, das macht mich soo traurig, ich kann niemand weinen sehen^^;;;

Nun ist es also soweit: Mein Trolly, der Rucksack und mein Laptop sind gepackt (genau 20 Kilo), alle wichtigen Dokumentew sind zusammen, mein Visa ist da und ich wurde nochmal geimpft. Es kann also los gehen…

Am Sonntagmorgen fährt mich Chris dann nach Frankfurt. Ich kann nichts essen, konnte die ganze Nacht kein Auge zu machen und bin total erschöpft. Als sich Mama von mir verabschiedet heulen wir beide Rotz und Wasser. Es sind zwar nur 10 Monate, nicht mal ein Jahr. Aber schlimm ist es trotzdem. Ich muss sogar heulen als ich Mamas Brotzeit-Brötchen esse und als mich dann auch noch Chris nach unserem letzten Kaffee im Käfers‘ vor dem Securiuty- Check verlassen muss bin ich ein Meer von Wasser und Salz. Ich mag gar nicht mehr fahren, Indo hin oder her. Es soll sich einfach nichts ändern, alles so bleiben wie es ist. Meine größte Angst: Dass Chris und ich uns auseinander Leben oder jemand von uns beiden verliebt. Allein vor der Vorstellung graut mir…Was soll ich denn dann noch am Bodensee? Alles würde mich an ihn erinnern! Nun bloß nicht den Teufel an die Wand malen… Ich bin tapfer und verdrücke noch ein paar Tränchen als der Flieger von Frankfurt aus abhebt. Jetzt gibt’s kein Zurück mehr. Auf in das Abenteuer Indonesien!





Erinnerungen - diese Fotos müssen mit!







vor dem Flug...