Montag, 25. August 2008

18.08.08 Die Reise beginnt

Noch ehe ich es richtig begriffen habe, bin ich in der Luft und auf dem Weg nach Doha, um dort in die Quatar-Maschine nach Jakarta umzusteigen. Ich bin überhaupt nicht in der Stimmung, andere Menschen um mich zu haben, schon gar keine Fremden. Aber so ist es nun mal: Ich bin nun ganz auf mich alleine gestellt! Das erste Essen im Flieger (Lamm-Curry)ist super! Aber dann wird’s immer übler: Komische Milchbrötchen und Sandwiches, die ich normalerweise mag. Und trotzdem fehlt mir total der Appetit. Ich dröhne mich also mit Schwarztee und Diet-Coke zu (was hat die Stewardess immer für meine Freude, wenn sie extra wegen mir mit dem Schaum der sprudelnden Coke kämpfen muss:)). Nach gefühlten 15 Stunden Flug (ich glaub es waren 6 oder 7) setzen wir zum Anflug auf Doha an. Ich entschließe mich kurzfristig, meinen Banknachbarn anzusprechen und siehe da: Er ist Balinese und will nach Denpasar! Wir verstehen uns richtig gut und Rauchen in Doha seine selbstgedrehten Zigaretten und quatschen. Dann tauschen wir noch Nummern aus und ich verschwinde in meine Jakarta-Maschine, während Yoyo (38) noch auf seinen Denpasar-Anschluss warten muss. Ich bin totmüde, aber irgendwie ein bisschen fröhlicher als zuvor. Immerhin hab ich jetzt schon eine neue Anlaufstelle in Bali!*bagus*

Meine neue Banknachbarin ist aus Jayapura und sehr gesprächig. Das einzige Problem: Ihren Akzent verstehe ich wesentlich schlechter als Yoyos Balinesisch. Immer wieder werde ich von indonesischen Passagieren gefragt woher ich komme und waruim ich denn Indonesisch studieren will. Gott, das macht doch niemand freiwillig!*lach* Die haben echt ein schlechtes Bild von sich. Zum Glück geht auch dieser längere und unbequeme Flug vorbei (wohin nur mit den Beinen?!? Jetzt hab ich schon so kurze…). Plötzlich tauchen die für Indo so unverwechselbaren, winzigen Inseln auf. Die Luft ist so diesig, dass sie wie kleine Geister-Boote aussehen, unbewegt zwischen den großen Handelsschiffen, die hier Hochbetrieb haben. Java ist voller Gegensätze: Grüne Reisterrassen und überall Palmen, aber auch die Waldrodung kann man erkennen und wie der Mensch sich alles so zurecht bastelt, dass er davon größt möglichsten Nutzen hat. Ich bin fasziniert…

Ich bin sehr aufgeregt, hole mir meinen Arrival-Stamp vom Immigrationofficer und zum Glück kommt gleich mein Koffer unversehrt aus der Schlange*Glück* Dann schreibt mir Naufal auch noch, dass er auf mich wartet und ich freue mich. Ich bin nicht alleine und er hilft mir beim Buchen meines Anschluss-Fluges nach Yogya. Ich muss zwar gleich weiter, aber er verspricht mir, nächste Woche nach Yogya zu kommen. Als ich über die nächtliche Millionenmetropole Jakarta fliege, bin ich noch mehr fasziniert von diesem Land: Die unzähligen Häuser und Strassen verschmelzen zu einem Gewimmel aus Licht und warmem Orange, das wahrscheinlich vom Smog strammt. Man erkennt die beleuchteten Bürogebäude und Sehenswürdigkeiten, das Treiben auf den voll ausgelasteten Straßen pulsiert auch um 20.00 Uhr ungehemmt. Die Großstadt sieht aus wie ein symmetrisch angelegtes Netz, ein niemals schlafendes Wesen, und die Großstraßen sind seine Schlagadern mit golden leuchtendem Blut. Und plötzlich hört die Stadt auf, die Lichter werden immer weniger und dann ist es dunkel.

In der kleinen Garuda-Maschine wird mir schon ein bisschen mulmig: Der Flug dauert zwar nur eine knappe Stunde, aber ständig nervt dieses Geräusch, als ob jemand von Unten das Flugzeug anbohren würde…Buh…nicht schön. Am genialsten ist das abendliche Lunch-Paket: Ein Gummi-artiges Pizza-Brötchen auf dem der Käse wie kleine Würmer aussieht, ein Schoko-Kuchen mit 1000 Kalorien (da nehm ich schon vom Angucken zu) und*juhuu* ein Kit-Kat! Naja, dafür dass ich mir damit die 9 Stunden Zugfahrt gespart habe nehme ich sogar das chlorige Trinkwasser hin…

Als ich in Yogya lande (wieder ein atemraubendes Bild)muss ich vor dem Dunkin Donut auf Naufals Kumpel warten, der mich abholen möchte. Ich warte und warte, aber warte nicht lange, da werde ich schon angesprochen: „Bisa saya bantu?“ Nein, mir kann niemand helfen, ich muss hier warten und der Dunkin Donut schließt um halb zehn. Typisch Indonesier, wieder die selben Fragen: Wo kommst du her? Was machst du? Wo möchtest du hin? Aber ich lächle und beantworte alles, so gut es eben geht. Erstaunlicherweise schlag ich mich gar nicht schlecht, besser als in jeder mündlichen Prüfung. Irgendwann taucht Prawira mit seinem Kumpel auf und dieser hat*GlückGlück* ein großes Auto dabei. Ich bin erleichtert, dass ich jemanden habe, der mir ein Hotel suchen hilft, zumal ich total erschöpft bin. Der Autoverkehr macht einen aber sofort wieder wach: Überall Lichter, dann Hupen in und scheinbar todesmutige sepeda motor Fahrer, die mit ihren kleinen Rollern rechts und links an einem vorbei flitzen. Dann muss man noch auf die Straßenverkäufer und Gitarrenspieler aufpassen, die urplötzlich am Fenster auftauchen und abgewimmelt werden müssen. Der Linksverkehr ist die Krönung, ich mach mir in jeder Kurve fast in die Hose und überleg mir nochmal, ob ich hier wirklich Roller fahren will…

Das zweite Hotel ist super: WISMA MMUGM gehört zur UGM, wobei ich noch nicht weiß wo diese ist. Ich buche 2 Nächte für jeweils ca. 15 Euro incl. Frühstück. Das Zimmer ist sporadisch eingerichtet, zwei Betten, Schreibtisch, TV*juhuu* und Badezimmer mit Dusche*doppel juhuu*! Endlich kann ich mich frisch machen, meine Haare sind ein Graus und untenrum schaut’s nicht besser aus! Die Jungs wollen auch heim, müssen morgen wieder früh raus und ich hab endlich meine Ruhe.

Noch habe ich keine ekligen Tiere gesichtet, das Wasser ist warm und reichlich und ich fühle mich bald wieder wie ein Mensch. Noch schnell SMS getippt und bisschen Fern geguckt. Oh Wunder! Das Indonesische TV hat genauso doofe Werbung wie wir…

Mal sehen ob ich morgen beim Frühstück ausländische Studenten oder sogar Deutsche treffe. Ich werd gleich ins Bett fallen. Morgen geht’s früh wieder raus. Ich muss unbedingt Geld wechseln und ins Internet! Selamat tidur…

Keine Kommentare: