Montag, 27. April 2009

Feb- März 09 - Mystisches Bali

Bali ansich ist ja schon eine sehr mystische, spirituelle Insel. Immer und überall ist man von Göttern umgeben, ständig wird geopfert und gebetet und jeden Tag gibt es eine neue Up Acara (Zeremonie) um sich vor der Arbeit zu drücken und den höheren Geschöpfen dieser Welt huligen zu können (zu diesen zählt nicht der Arbeitgeber). In Scharen pilgert man zu den Puris (Tempel), Blumen, Obst und gegrillte Hühner müssen zu Hauf als Opfergaben herhalten (die man dann zum größten Teil wieder mit heim nimmt und zu hause isst). Wer sich nicht von der heiteren Stimmung der traditionell gekleideten Indonesiern anstecken lässt und lieber über die verstopften Straßen schimpft und hupt, ist selbst schuld. Wenn die Gongschläge von Gamelan erklingen und in Neumondnächten grell bemalte Dämonenmasken und grazile Legongtänzerinnen im Feuerschein zwischen Lotusteichen und Tempelschirmen tanzen, MUSS man einfach den Atem anhalten und sich dieser von Tradition und Glauben geprägten Welt hingeben. Ich bin ja eher von der skeptischen Sorte, aber hier bin ich ganz automatisch zu einem sinnlicheren, empfindlicheren und spirituelleren Menschen geworden. Man sagt dass es auf der Welt sowohl eine helle, gute als auch eine dunkle, böse Seite gibt. Hier auf Bali sind diese beiden Kräfte im Gleichgewicht und damit das auch so bleibt, befolgt jeder Balinese strenge Bräuche und Verhaltensregeln. Niemand würde auf die Idee kommen, einem Kind den Kopf zu tätscheln, da dies der Platz der größten Energie ist und sich dort die Götter niederlassen. Es gibt unzählige davon, zum Beispiel Dewi Sri, die Göttin der fruchtbaren Ernte und des Reises, oder Garuda, den Göttervogel, der auch das Indonesische Landeswappen ziert. Ob man nun an diese Geisterwelt glaubt oder nicht bleibt jedem selbst vorbehalten. Ich für meinen Teil freue mich immer über das Gesteck aus Räucherwerk und Blumen, das meine liebe Nachbarin Komang regelmäßig für mich an den Roller steckt. Bei täglich ca. 2 Stunden Fahrt mit jeweils 10-15 Mal knapp am Totalcrash vorbei schrammen kann das bestimmt nicht schaden... Obwohl hier alles so aufregend und idyllisch ist, gestaltet sich mein Alltag in Bali recht unspektakulär: Um halb acht aufstehen, dann fege ich immer meine Terrasse um wach zu werden, mach mir meinen Bali Kopi und suche meinen Laptop und meine Arbeitsmaterialien zusammen. Ein bisschen Musik und eine Schüssel Cornflakes, dann gehts auch schon los, Richtung Kediri/Tabanan. Ich bin von neun bis fünf mit jeder Menge Arbeit eingedeckt, darf mich um Produktion, Organisation und Marketing des kleinen Möbelunternehmens kümmern und mir den Kopf darüber zerbrechen, wie man die Arbeiter dazu bringt, das Winkelmaß zu benutzen oder wie die neue Brochüre der Casamoderno Furniture Linie gestaltet werden soll. Um sechs bin ich dann pünktlich zum Sonnenuntergang wieder zu hause, von dem ich jedoch nur den rosafarbenen Himmel mitbekomme, da ich noch schnell im Warung für 5.000 RP Essen holen und mich schnellstmöglich duschen will. Wenn ich mir dann jede Menge Ruß vom Körper wasche, noch ein paar e-mails checke und Nasi Goreng in mich hinein schaufle ist es auch schon wieder spät und ich will nur noch eines: Schlafen! Montage sind immer besonders grausam, aber wenn ich Samstag Nachmittag am Strand liege, durch Kleiderständer wühle, ein leckeres Restaurant besuche oder mich zum Partymachen herrichte, dann weiß ich wofür ich lebe: Das Wochenende!

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