Samstag, 20. Dezember 2008

Leben und Tod

Überall auf Bali werden in den Haustempeln die Geister der Ahnen verehrt, obwohl meist nur die balinesischen Königs- und Priesterfamilien detaillierte Stammbäume besitzen. In jedem Dorf gibt es einen öffentlichen „Pura Puseh“, den sogenannten Ursprungstempel. Auch jede Familie hat ihren eigenen Hausschrein, sogar vor den Supermärkten oder kleinsten Geschäften findet man Opferaltäre. Diese Opfergaben, meist in Form von Reis, Obst und Blumen (ich hab auch schon Kekse und MENTOS gesehen, the Freshmaker!) werden immer liebevoll mit Blüten dekoriert und oft stolpert man an Hauseingängen oder Parkplätzen über ein aus Bambusblättern geflochtenes Körbchen mit Gaben. Sie dienen zur Stärkung der verstorbenen Ahnen, sollen gute Geschäfte und Glück verleihen, Familienangelegenheiten begünstigen oder einfach nur Böses abwenden. Es ist ein langer Weg, bis die Ahnen mit dem Gott des Bodens eins werden können (die Familie muss beten und beten, obwohl sie nicht die vorfahren anbeten sondern FÜR sie beten)und alles beginnt mit dem „Doppelbegräbnis“. Nachdem der verstorbene bereits verbrannt, vergraben und so zum ersten Mal beerdigt wurde, muss die Familie viele Jahre sparen, um das Geld für eine erneute, zweite Einäscherung im großen Stil aufzubringen. Diese Zeremonie wird von einem großen, farbenprächtigen Umzug begleitet, wenn die Überreste des Verstorbenen und unendlich viele Gaben, Körbe, Stoffahnen und goldene Skulpturen oder Altäre durch das Dorf getragen werden. Jeder nimmt daran teil, der irgendwie mit dem Verstorbenen zu tun hatte, sei es auch nur über 100 Ecken. Diese balinesisch-hinduistische Zeremonie zeigt ganz deutlich, dass sich Familienbande nur allmählich lösen können, nicht so wie bei uns in Deutschland wo es nur eine einzige Beerdigung gibt und dann ist alles vorbei. Die Reichen und Höhergestellten können sich bis zu sieben Totenfeiern erlauben! Auch die Geburt geht in Bali schrittweise voran, Zeremonien begleiten die Schwangerschaft und das Baby bis es ein balinesisches Jahr alt ist (210 Tage). Erst dann darf es auf den Boden gesetzt werden und rum krabbeln. Die arme Mama/Oma, die es immer rum schleppen muss! Bali ist, im Gegensatz zu Yogya, sehr stark westlich beeinflusst, was natürlich auch am blühenden Tourismus liegt. Vieles was man an Kultur und Zeremonien zu sehen bekommt, ist speziell auf Touristen zugeschnitten, Tanzvorstellungen (wie auch der Barong-Tanz, den ich oben beschrieben habe) finden nicht mehr nur zu bestimmten Zeiten sondern mehrmals täglich statt und Busse karren Schwärme von Japanern, Australiern, Chinesen und Europäern durch die Gegend. Trotzdem kann man sich ein schönes Bild von Land und Leuten machen wenn man sich einen Roller besorgt und in abgelegenere Dorfgebiete fährt. Die Menschen sind sehr freundlich, lächeln oder winken und die Kinder freuen sich wie Schneekönige wenn man ihnen zurückwinkt.

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