Montag, 8. September 2008

07.12.08 Kultur, Baby! Kultur!

Endlich hab ich es geschafft, einen der bekanntesten Orte rund um Yogya zu besuchen: den Hinduistischen Tempel Prambanan! Ich bin gestern mit Dija gegen drei Uhr Nachmittags los gefahren mit dem Mini-Bus (sehr lustig) und wir waren in ca. 30 Minuten am Ziel. Ich war sehr froh, dass ich am Freitag mein KITAS bekommen habe*juhuu* weil ich so zum Einheimischen- Preis von 8000RP (ca.0,60 EURO) Eintritt hatte, normalerweise zahlen Touristen 10 US$ (Wucher!!! ). Da wir recht spät dran waren, waren kaum noch Leute da und wir konnten ganz in Ruhe über das Gelände wandern. Das Wetter war etwas bewölkt und angenehm kühl. Man meint oft dass die schwarzen Wolken sich abregnen werden, aber in meinen 3 Wochen hier gab‘s noch keinen Tropfen Wasser. Prambanan bietet schon von Weitem einen beeindruckenden Anblick, der Park um das Tempelgelände ist sehr weitläufig und es grasen Rehe in der Dämmerung. Leider wurde bei dem Erdbeben 2006 ziemlicher Schaden angerichtet (siehe das Bild wo neben mir ein großer Brocken liegt), man ist immer noch am Renovieren und kann nicht in jeden Tempel rein. Ich konnte nur die Shiva-Figur fotografieren, auf einem Foto sieht man die Aufzählung der Figuren, eigentlich sind es 3 größere Tempel (den Göttern Brahma, Vishnu und Shiva geweiht), sowas wie die Heilige Dreifaltigkeit. Außerhalb der Mauern standen noch 224 kleinere Tempel, von den meisten liegen nur noch Steine rum. Dija und ich haben ein bisschen herumgealbert und ich Hab sogar zwei Fritzis entdeckt! Also, Papageien und Sittiche gab‘s damals schon. Der Tempelbezirk Prambanan wurde Mitte des 9.Jhd. erbaut und sollte den Buddhistischen Tempel Borobudur übertrumpfen. In einem der größeren Tempel befindet sich auch die Skulptur der „Durga“, einer jungen Frau, zu der es eine Legende gibt. Das Mädchen hieß im Volksmund Roro Jonggrang, war sehr hübsch aber auch eingebildet. Als ein reicher Rajah sie heiraten will, weißt sie ihn mit den Worten ab: „Wenn du es schaffst mir einen Palast mit 1000 Türmen zu bauen, sehen wir weiter…“ Er versucht es und Prambanan entsteht (hat auch ziemlich viele Türme). Nicht genug für das Mädchen, Roro meint das es nur 999 sind (hat genau nachgezählt, die schlaue Füchsin weil eigentlich will sie ihn ja gar nicht heiraten). Der Rajah ist voller Zorn, bittet die Götter um Hilfe und meint: „Dann vervollständige doch du die 1000 Türme!“ (Mach’s halt selbst, dumme Kuh!) Tatsächlich versteinert die schöne Roro Jonggrang sofort und steht seitdem in einer der Aussenkammern des Shiva – Tempels. (blöd gelaufen würd ich mal sagen :) Ich hab mir heute ein indonesisches Märchenbuch gekauft und da steht u.a. auch diese Geschichte drin. Meistens haben Indonesische Sagen kein gutes Ende, Augen werden ausgekratzt und unschuldige Frauen verbrannt (dazu kommen wir später noch), es regnet Pech und Schwefel und alle Bösen sterben einen grausamen Tod. Für die Kinder wird natürlich vieles abgeändert, wer kann schon schlafen wenn die Gutenachtgeschichte eher einem Horrorfilm ähnelt? Apropos Horrorfilm: Ich hab ja schon mit dem Gedanken gespielt mir indonesisches Fernsehen zuzulegen. Nachdem ich aber eh zu Dija rüber geh wenn ich was sehen will, hab ich den Gedanken schnell wieder verworfen. Außerdem läuft zur Prime-Time (in Indonesien erst ab 22 Uhr, da sich ja viel am Abend abspielt weil es tagsüber so heiß ist) meist, wie Dija so schön sagt, „American Bullshirt“! Eklige Monster, dumme Stories und doofe Schauspieler. Wir haben vorgestern noch bis drei Uhr morgens gequatscht und einen solchen Blödsinn angeschaut in dem ein Killer-Fisch genetisch mutiert und am Mississippi (glaub ich) ganze Dörfer nieder macht. Zum Schluss kam der Filmtitel im Abspann, man, hab ich mich weggeschmissen: FRANKENFISCH!!! Ich hab Dija erklärt was FRANKENSTEINS MONSTER ist und heute in der Bücherei haben wir tatsächlich das Buch gefunden. So was schwachsinniges…die Comedy ist auch nicht besser (Dieb bricht in Haus ein, klaut Rad und will damit flüchten, geht aber nicht weil es ein FITNESSTRAININGSRAD ist*haha**bescheuert**dumm*, kleiner Junge will wippen, ist aber allein und fragt einen Mann, ob er nicht mit machen will, die Mutter kommt und holt ihn ab, er springt von der Wippe und der Mann schlägt sich seine Weichteile beim Aufprall an*totlach**noch bescheuerter**noch dümmer*). Ach ja, wieder zurück zur Kultur! Wir haben in Prambanan zufällig Nunu getroffen, eine Freundin von Dija, die auch immer beim Schwimmen mit dabei ist. Sie jobbt ein bisschen als Guide und führte ein älteres Holländisches Ehepaar durch die Tempel. Sie hat uns erzählt, dass heute das Ramayana Ballett stattfindet, ein traditioneller Tanz, der eigentlich nur in Vollmondnächten aufgeführt wird (war aber keiner, wie die Fotos zeigen). Dija meinte, sie hätte es schon einmal gesehen, jedoch nicht vor der Kulisse der Prambanan Tempel. Hier sei es wesentlich spektakulärer und ich wollte natürlich sofort rein! Zuerst waren wir noch ne Kleinigkeit essen, Dija darf ja erst immer nach Einbruch der Dämmerung was zu sich nehmen (ich könnte das nicht aushalten, den ganzen Tag nix trinken!!!). Ich hab einen Burger gegessen. Jawohl, einen Burger. Einen indonesischen Burger. Winzig klein, wie eine Kinderfaust. Ohne Frikadelle, dafür mit ner dicken Salami und viel scharfer Sambal Sauße. Ich bin kurriert was Burger in Indonesien angeht… Um halb acht ging die Tanzvorstellung an, man kann Tickets für 200.000RP, 100.000RP oder 50.000RP kaufen, wesentlich erschwinglicher als ein Musical-Besuch in Deutschland, für die Indonesier aber viel Geld. Ich habe Karten für 100.000RP (ca. 7,58 EURO) gekauft, ein gesundes Mittelmaß, außerdem hatten wir super Plätze und freie Sicht auf die Bühne. Die Episode des Ramayana Epos hieß: Die Entführung und Befreiung von Shinta. Es geht darin um eine Prinzessin, die heiraten soll. Prinz Rama gewinnt den Kampf um die Hand der holden Meid, was ihm der böse König Rahwana übel nimmt. Er beschliesst, Shinta zu entführen und verschleppt sie in den Garten Argasoka während Prinz Rama auf der Jagd ist (typisch Mann). Der Adler Jatayu erspäht Shinta und will ihr helfen, wird jedoch tödlich von Rahwana verletzt. Prinz Rama und Shintas Bruder Leksmana finden ihn und Rama will ihm den Gnadenstoss geben, weil er denkt dass Jatayu die Prinzessin entführt hätte(erst mal nachfragen, Junge!). Leksmana kann ihn jedoch davon abhalten und so erzählt der Adler was sich ereignet hat, bevor er seinen letzten Atemzug tut. Kurz darauf begegnen Rama und Leksmana einem weissen Affen namens Hanuman. Dieser bittet Rama um Hilfe, da die Geliebte seines Onkels Sugriwa gewaltsam verschleppt wurde (die armen Frauen haben’s nicht leicht) und Rama willigt ein. Sie befreien die Geliebte aus der Höhle von Kiskendo und zum Dank dafür will Sugriwa bei der Befreiung von Shinta helfen. Diese wiederum weist Rahwana erneut zurück, welcher sie erbost töten möchte. Nur seine Nichte Trijata kann ihn davon abhalten, sie will sich um Shinta kümmern. Der Affe Hanuman kundschaftet die Lage im Garten Argasoka aus, um die Stärke Rahwanas Truppen zu überprüfen. Dabei zerstört er den Garten (eine gigantische Feuer-Szene, in Deutschland nicht machbar ohne Anwesenheit der Feuerwehr) und wird von Rahwana gefasst und zum Tode verurteilt. Er soll nun selbst verbrannt werden (wieder Feuer, hui!), doch Rahwanas jüngerer Bruder rettet den Affen. Beide werden aus Alengka (Rahwanas Königreich)verbannt und helfen nun Rama eine Seebrücke zu bauen. Der große Kampf folgt, indem Rahwanas Sohn und auch der verstoßene Bruder getötet werden. Rama gelingt es jedoch, mit seinem magischen Pfeil den bösen König zu töten. Um ihn endgültig nieder zu ringen (ich meine, töten mit nem blöden Pfeil reicht ja nicht aus und Prinz Rama muss nochmal einen auf dicke Hose machen) lässt er den Berg Sumawana auf Rahwana einstürzen. Man könnte nun meinen alles wäre wieder Friede, Freude, Eierkuchen, aber wie gefehlt! Als Rama und Shinta sich endlich wieder sehen glaubt er, sie hätte sich Rahwana ergeben und sei nicht mehr jungfräulich (klar, ich würd’s auch mit jedem treiben der mich verschleppt). Er will sie nicht mehr zur Frau, Shinta jedoch möchte ihre Unschuld beweisen. Es wird ein Scheiterhaufen gelegt und sie tritt in das Feuer (diesmal ist es zum Glück nur Rauch). Da sie rein ist, hilft ihr Gott und die Flammen verbrennen sie nicht (nicht nachmachen, Kinder!die wenigsten von euch sind so rein wie die gute Shinta!). Rama ist tief gerührt und als Paar verlassen sie die Bühne… Dijas Kommentar dazu: „Ich hätte ihn nicht mehr zurück genommen! If you don’t trust me then go to fucking hell!“Ganz meiner Meinung! Jedenfalls war die Vorstellung sehr spektakulär, 2 Stunden hat’s gedauert. Im Hintergrund saß das Gamelan-Orchester, eine Frau und ein Mann haben singend die Handlung der Geschichte untermalt. Meine Fotos sind leider nicht so toll geworden, das Licht war zu grell und vieles ist verschwommen. Wenn man genau hin sieht, erkennt man auf einem Bild die Türme von Prambanan im Hintergrund. Ich hab drei kleine Filmchen gemacht, vielleicht kann ich sie online stellen, weiss aber nicht ob der Ton funktioniert. So gegen zehn waren Dija und ich wieder im Stadtzentrum, in der Jalan Malioboro. Wir haben gebratenes Huhn mit Reis und Gemüse gegessen, dazu haben zwei Gitarrenspieler was gespielt und siehe da, es war genau das Lied dabei, welches mir den ganzen Tag im Kopf rum geschwirrt ist: Wish you were here von Pink Floyd! Hat jemand die CD??

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