Samstag, 27. September 2008

23.09.08 Teil Eins: Streets of Philadelphia (können nicht schlimmer sein)

Da ich länger nichts geschrieben habe, gibt’s heute gleich zwei Einträge*freudefreudefreude* Wehe ihr lest nicht alles… Schon einen ganzen Monat lang wohne und lebe ich in Yogya, und es lässt sich WIRKLICH leben hier! Die ersten zwei Wochen war ich nur froh, wenn ich wieder in meinem Kos war, noch nicht erstickt von den vielen Abgasen und noch an einem Stück. Mittlerweile habe ich mich an den Tages- Rhythmus gewöhnt, der doch schon sehr verschieden vom deutschen Alltagsleben ist: Um vier Uhr morgens geht man Joggen oder Blumen gießen, um halb sechs beginnen die ersten Morgengebete. Zu Ramadan muss man vorher noch was gegessen und getrunken haben, es gibt erst wieder abends um fünf die nächste Mahlzeit (ich würd ja so speiben wenn ich um vier Uhr nachts Nasi Goreng essen müsste…). Dementsprechend schlapp und gereizt sind alle guten Muslime und so siecht man den lieben langen Tag erstmal vor sich hin. Zwischen fünf und halb sechs wird es dunkel, dann geht das Leben in Yogya richtig los: Sämtliche Hauptstrassen werden plötzlich von Imbisständen, Warungs, Obst- und Saftläden gesäumt, was sich auf den regen Stossverkehr nicht wirklich günstig auswirkt. Es wird gehupt, gedrängelt und man muss aufpassen, dass man keinem bettelnden Indonesier oder Strassenverkäufer über den Fuß fährt. Wenn man auf die andere Strassenseite will, ist das ein Akt der Geschicklichkeit und Balance, der seinesgleichen sucht. Wenn man mit dem Sepeda Motor unterwegs ist, erst recht. Man sollte meinen, ein Blinker wäre zum Abbiegen von beachtlichem Nutzen, hier erweist er sich eher als hinderlich; denn die Indonesier blinken entweder - zu spät - in falscher Richtung - schon seit zehn Minuten - oder gar nicht. Was tun? Ich war anfangs extrem zögerlich, hab lange gebraucht, für eine Strecke von 1 km vielleicht 10 Minuten. Heute hab ich den Dreh raus: -anpirschen -knapp am blinkenden Vordermann vorbei düsen -böse hupen -ebenfalls auf den Blinker verzichten. So macht man das hier! Da ist es dann schon schlimm, wenn meine Hupe etwas angeschlagen klingt (noch von meinem Unfall vor drei Wochen) und sich eher nach Bobby-Car Verschnitt anhört, das ist dann natürlich nicht cool. Hier gibt es so manche Vehikel, die auffälliger sind als meines: Familien, die manchmal zu dritt oder viert auf einem Roller sitzen, die Kinder meist ohne Helm (ich kann immer gar nicht hin sehen…), Verkäufer mit riiieeeßigen Mengen von Körben, Tüten, Hühnern oder Essen, Mädchen mit langen Röcken und Kopftuch, die immer seitlich hinter dem Fahrer sitzen (ich würd runter fallen), Rowdies und Auspuff- Variationen die mehr Krach und Gestank machen als ein Düsenflieger. Ich bewundere die jungen Leute, die ich hochachtungsvoll „Die Herren der Nadelöhre“ nenne. Irgendwie schaffen sie es, in einem Affenzahn durch den Stossverkehr zu rauschen und immer so ganz knapp abzubremsen, dass sie millimetergenau zwischen LKW und Gegenverkehr passen. Respekt! Der junge Kerl, den ich heute gesehen habe hatte weniger Glück: Wenn man abbiegen will, in der Mitte der Strasse steht und dann ein Kleinlaster vorbei schreddert, fehlt ganz schnell ein Rückspiegel vom Sepeda Motor. Den sammelt man dann ganz lässig auf und fährt zur Werkstatt… Ich hatte auch schon meinen ersten Besuch in der Werkstatt. Wegen der vielen Fahrzeuge ist es wichtig, einmal im Monat Ölstand und den Motor checken zu lassen. Leider wird das nicht so ernst genommen, aber ich versuche meinen Teil zu leisten. Der Check kostet etwa fünf bis sechs Euro, dann passt alles wieder. Zwei Liter Benzin kosten etwa 13.000 RP, das ist weniger als ein Euro. Damit komme ich dann drei bis vier Tage aus. Wenn ich nachmittags/abends nach Hause komme macht Dija oft frischen Saft für mich, hier seht ihr sie beim Manggo-Saft-machen (schönen Gruß an Ma, das wäre ein Paradies für dich!). Wir kaufen oft im Supermarkt zusammen Fisch und Gemüse ein, Dija macht Nasi (Reis) und gedünstetes Gemüse mit Erdnusssoße. Ich liebe ikan bakar (gegrillter Fisch), bin aber auch Curry nicht abgeneigt. Irgendwie ist hier alles Obst und jede Lebensmittelpackung kleiner als in Deutschland, dafür sind die Bananen zehnmal süßer und frischer. Letztes Wochenende war ich mit Freunden im MILAS, einem tollen vegetarischen Restaurant. Wir saßen im Garten in einem kleinen Pavillon und es gab jede Menge leckere Tees und Säfte und Veggie-Curry für mich*njam* Ich bin ganz froh, ein paar gute Freunde gefunden zu haben, mit denen man Spaß haben kann. Vor dem Einschlafen höre ich Hurt von Johnny Cash oder Streets of Philadelphia. Trotzdem, ich muss mal raus aus Yogya… Dija mag Fisch

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